Die Entwicklung unserer Projekte
1995 bis 1999
Ein junger Priester aus Indien durfte auf Einladung eines Ehepaares, das sein Studium finanziert hatte, 1995 nach Deutschland reisen. Wir lernten ihn als einen engagierten jungen Inder kennen, dem die Sorge um sein Land sehr am Herzen lag. Als er später in Bapatla Gemeindepfarrer wurde, besuchten ihn einige von uns. Sie sahen die Not und wollten wenigstens ein bisschen helfen.
In einem ersten Schritt wurden mit der Unterstützung vieler Menschen aus Deutschland, sowie der indischen Regierung über 50 feste Häuser gebaut. Für die Familien, deren Hütten vom Abriss bedroht oder in einem erbärmlichen Zustand waren. Alle Häuser sind für indische Verhältnisse geräumig und hochwassersicher. Sie bieten selbst bei extremen Fluten Schutz auf dem Dach. Jedes Haus hat eine Toilette und Waschgelegenheit für die tägliche Hygiene. Es wurden 16 Brunnen gegraben für die Wasserversorgung, außerdem soll jedes Haus Stromanschluss bekommen. Trinkwasser holen sich die Bewohner an 4 Zapfstellen, wo es kostenlos gereinigtes Wasser aus der städtischen Wasserversorgung gibt.
Da die indische Regierung einen Teil ihrer Hilfe nur als Darlehen gab, wurde ein Frauenprojekt ins Leben gerufen, 15 gebrauchte Nähmaschinen gekauft und so den Frauen die Möglichkeit gegeben, mit selbstverdientem Geld zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen und zu helfen, den Kredit abzuzahlen.
Mittlerweile entwickeln die Frauen auch eigene Initiativen, in dem sie z.B. Läden eröffnen, Süßigkeiten herstellen und verkaufen und einen Fond für Notfälle gegründet haben.
2000
Um die Situation der Kinder zu verbessern, sammelten wir Geld für ein Kinderheim. Hier bekommen elternlose Kinder ein Zuhause. Außerdem werden Kinder aufgenommen, die zu Hause keine Möglichkeit zum Schulbesuch haben, weil der Weg zur Schule zu weit ist oder sie mitarbeiten müssen. Das Geld für die Unterbringung, den Schulbesuch, die Betreuung und Verpflegung wird durch Patenschaften finanziert. Im Juli 2000 wurde das Haus eingeweiht. Das Kinderheim ist weistöckig, es hat 2 große Räume, die zum schlafen, lernen und bei Regen auch zum essen benutzt werden. Jedes Kind hat ein Fach für seine persönlichen Dinge und eine Schlafmatte, die abends auf und morgens wieder eingerollt wird. Stühle und Tische gibt es nicht, da die Familien zu Hause auch alle auf dem Boden sitzen. Hinter dem Haus befinden sich Duschen und Toiletten.
Bei unserem Besuch im Januar 2000 stellten wir fest, daß viele Kinder aus der Umgebung falsch ernährt sind und ihr Schulwissen sehr zu wünschen übrig läßt. Das rührt zum einen daher, daß die Schulausbildung in staatlichen Schulen nicht sehr gut ist und zum anderen können die Eltern ihren Kindern auch nicht helfen, da sie meist selbst nicht lesen und schreiben können. So wurde die Idee geboren, Lehrer einzustellen für Nachhilfe in den Morgen- und Abendstunden. Und da für das Wohnheim ohnehin eine große Küche eingerichtet werden sollte, entschlossen wir uns außerdem, ein Ernährungs- und Gesundheitsprogramm für die Kinder der Umgebung aufzulegen. Der Startschuß für diese Aktion fiel im Februar 2000. Gestartet wurde mit ca. 60 Kindern, die verpflegt und unterrichtet werden. Gekocht wird im Freien.
Seit Ende 2000 haben die Kinder auch Schulkleidung und sind mächtig stolz darauf.
2001
Seit Sommer werden insgesamt 175 Kinder und Jugendliche betreut. 50 von ihnen wohnen im Kinderheim. Ca. 100 Kinder kommen aus der Umgebung. Sie schlafen zu Hause, erhalten 3 mal täglich eine Mahlzeit und zusätzlichen Unterricht im Kinderheim. Gegessen und unterrichtet wird meist im Freien, auf der Terrasse des Kinderheims. Nur in den Regenmonaten im Kinderheim. Mittlerweile arbeiten 4 Lehrer für uns. Der Unterricht wird auch in den Ferien fortgesetzt.
Es gibt jetzt auch eine Küche. Eine Spende hat den Bau ermöglichst.
Jeden Tag werden 50 kg Reis und 15 Liter Milch verbraucht. Außerdem Gemüse, Obst und Sonntags Fleisch oder Eier. Auch die Kinder haben verschiedene Pflichten: Trinkwasser holen, Essen ausgeben usw. Nach dem Essen spült jeder sein Geschirr selbst.
Eine Spende hat einen kleinen Spielplatz ermöglicht, der von den Kindern gerne genutzt wird.
29 Kinder haben im Sommer 2001 ihre Abschlussprüfungen abgelegt. 5 Kinder haben die Prüfung nicht bestanden. Es war trotz intensiver Nachhilfe leider nicht möglich, die schulischen Defizite der letzten Jahre nachzuholen. Einem der Jungs fehlten nur ein paar Punkte in einem Fach zum Bestehen der Prüfung. Er wird in diesem Fach weiter unterrichtet, um diesen Teil der Prüfung zu wiederholen. Parallel dazu macht er eine Ausbildung zum Schreiner.
Leider erlauben nicht alle Eltern ihren Kindern eine Berufsausbildung. Deshalb bleiben einige Jugendlichen zu Hause und arbeiten u.a. mit ihren Eltern als Landarbeiter.
Nach den Sommerferien schicken wir einige Kinder, die den Schulabschluss der 10ten Klasse geschafft haben zur Ausbildung nach Guntur, der nächsten Großstadt, ca. 50 km von Bapatla entfernt. 9 Mädchen beginnen in Guntur, eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin. Die Ausbildung dauert 1 Jahr. Während dieser Zeit leben die Mädchen in einem Internat in Guntur. 5 Jungs gehen ebenfalls nach Guntur. Sie machen dort eine 2jährige Ausbildung zum Mechaniker. Auch sie leben in dieser Zeit in einem Internat.
In Indien muß für einen Ausbildungsplatz Lehrgeld bezahlt werden. Außerdem kommen noch Kosten für Verpflegung und Unterkunft dazu. Da die Familien nicht in der Lage sind, ihren Kinder diese Ausbildung zu finanzieren, laufen die Patenschaften für die Kinder / Jugendlichen weiter, bis ihre Ausbildung abgeschlossen ist. Nach der Ausbildung haben alle die Möglichkeit eine Stelle zu finden und genug zu verdienen, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer zukünftigen Familie zu sichern.
Neues Projekt in Pedakurapadu
Pedakurapadu, im Distrikt Guntur, in Andhra Pradesh, liegt etwa 450 km nördlich von Chennai und ca. 50 km von Bapatla entfernt. Pedakurapadu hat etwa 20.000 Einwohner.
Durch gute Kontakte zu Pfarrer Inna in Pedakurapadu kam der Gedanke auf, auch in seiner Gemeinde ein Kinderheim zu bauen. Zu einem 60. Geburtstag wurde Pfr. Inna nach Deutschland eingeladen. So bekam er persönlichen Kontakt zu vielen Menschen in Worms-Herrnsheim und Umgebung. Er erzählte von seinem Dorf, der Situation der Kinder und der Idee des Kinderheimes. Beim Geburtstag und durch weiter Spenden kamen insgesamt 12.000,- DM zusammen, so dass der Bau im Herbst 2001 beginnen kann.
Neues Projekt in Bethapudi
8 km von Bapatla entfernt haben wir ein neues Projekt gestartet.
Es besteht zur Zeit aus 4 Teilen.
1. ein Brunnen wurde gebohrt, dessen Wasser Trinkwasserqualität hat, die kontrolliert wird. Er ist oben geschlossen und mit einer Handpumpe versehen, um ihn vor Verunreinigung zu schützen. Die Menschen kommen mittlerweile auch von weiter her, um sich hier mit Trinkwasser zu versorgen. Die offenen Brunnen in der Umgebung sind so verschmutzt, dass sie nur Brauchwasser für Haushalt, Felder und Tiere liefern.
2. Es gibt ein staatliches Programm, mit dem der Erwerb von Wasserbüffeln gefördert wird. Ein trächtiger Wasserbüffel kostet 250,- Euro, eine Menge Geld, bei einem monatlichen Durchschnittverdienst von 25,- bis 30,- Euro. Dieses Geld wird teilweise von der indischen Regierung und teilweise von uns als Darlehen zur Verfügung gestellt. Das zurück gezahlte Geld fließt wieder in neue Projekte. Die Familien müssen 25,- Euro pro Monat zurückzahlen. Sie finanzieren das durch den Verkauf von Milch. 1 Liter Milch kostet 0,50 Euro. Außerdem profitiert auch die Familie von der Büffelmilch. Mittlerweile gibt es 20 Büffel in dem Dorf, und alle haben schon Kälbchen.
3. Mit Hilfe von Rotary Clubs in Italien und USA werden für 40 Familien Häuser gebaut, ähnlich denen in Bapatla.
4. Da die Schulausbildung als Voraussetzung für einen Beruf so wichtig ist, ist es sinnvoll möglichst früh mit der Betreuung der Kinder zu beginnen. Für 35 kleine Kinder wurde ein Kindergarten eingerichtet. D.h. die kleinen Kinder treffen sich in einem Gemeindehaus, das sowohl Schutzraum, Versammlungsraum als auch Kirche ist Dieser Kindergarten ist natürlich nicht mit unseren zu vergleichen. Es gibt keine Einrichtung, fast kein Spielzeug. Aber die Kinder sind es sowieso gewohnt auf dem Boden zu sitzen, da es bei ihnen zu Hause auch keine Stühle und Tische gibt. Wichtig ist, dass die Kinde betreut werden, zusammen spielen und spielerisch lernen. So schaffen wir die Voraussetzungen für den späteren erfolgreichen Schulbesuch. Diese Projekt kostet natürlich auch Geld, und deshalb suchen wir Paten für diese Kinder.
2002
Auch im Jahr 2002 haben sich die Projekte in Indien weiterentwickelt.Insgesamt betreuen wir jetzt ca. 350 Kinder.
Bapatla
Das größte Projekt ist Bapatla mit insgesamt 157 Kinder. Zur Zeit wohnen 100 Jungs im Kinderheim. Die restlichen Kinder sind aus der Umgebung. Sie wohnen weiterhin bei ihren Familien und kommen zum Essen und Lernen ins Kinderheim.
3 Lehrer betreuen die Hausaufgaben und geben zusätzlichen Unterricht. Insgesamt beschäftigen wir in Bapatla 7 Personen. Die 9 jungen Frauen, die in Guntur ihre Ausbildung machten, haben diese im April erfolgreich beendet. Die Jungs sind ein weiteres Jahr in Guntur, da ihre Ausbildung 2 Jahre dauert.
Pfarrer Allam Reddy ist seit Mai 2002 in Deutschland. Er ist zur Zeit Kaplan in einer Gemeinde an der Weinstraße. Sein Nachfolger in Bapatla ist Pfarrer Bala sen. In einem Gemeindesaal gibt es jetzt einen Kindergarten mit derzeit ca. 20 Kindern.
Bethapudi
Seit 2001 wurden die Kinder in Bethapudi im Gemeindesaal betreut. Seit Dezember 2001 wird er umgebaut. Ein Raum für den Gottesdienst und die Gemeindearbeit und der 2te Raum für den Kindergarten. Während dieser Zeit betreute die Kindergärtnerin alle Kinder in ihrem Privathaus ( bestehend aus 2 kleinen Zimmern ).
Am 30. Januar 2002 wurde der neue Kindergarten eingeweiht. Jetzt haben die Kinder viel mehr Platz, Stühle, ein bisschen Spielzeug, einen Spielplatz vor der Tür und einheitliche Kleidung. Fast alle Kinder aus der Umgebung kommen in unseren Kindergarten, mittlerweile ca. 75 Kinder.
Für die Schulkinder fand sich auch eine Lösung. Wir schicken 65 Kinder in die Schule in den Nachbarort. Sie werden morgens mit dem Bus abgeholt und abends zurück gebracht. Es ist eine englisch sprachige Privat-Schule, in der die Kinder eine gute Ausbildung erhalten.
Am 30. Januar 2002 wurden auch die neuen Häuser in Bethapudi eingeweiht. Am nächsten Tag bezogen 40 Familien ihr neues Zuhause.
Pedakurapadu
Bevor wir abends die Häuser und den Kindergarten in Bethapudi einweihten, waren wir in Pedakurapadu zum Einweihungsfest für das neue Kinderheim. Es ist eingeschossig, kann aber bei Bedarf aufgestockt werden. Am 1.Februar 2002 sind dort 30 Jungen eingezogen, mittlerweile sind es 40 Kinder und es stehen viele auf der Warteliste.
Im Herbst wurden die Terrasse vorm Kinderheim und der Sitzplatz vor der Küche überdacht. Jetzt können die Kinder im Schatten essen und lernen.
2003
In der kleinen Gemeinde Jammulapalam in der Nähe von Bapatla gibt es jetzt auch einen Kindergarten. Der Raum wird von der Gemeine zur Verfügung gestellt. Wir finanzieren die Kindergärtnerin, Spielzeug u.a.
Im April wurden die Abschlussarbeiten für die jeweiligen Schuljahre geschrieben. Die Ergebnisse der Prüfungen erhalten die Kinder zu Beginn des neuen Schuljahres. Für ca. 35 Kinder aus dem Kindergarten in Bethapudi beginnt dann der Schulalltag. Sie werden dann mit den anderen Schulkindern aus Bethapudi morgens in die 2 km entfernte Vidja-Vihar Schule nach Vedullapalli gefahren. Und neue Kinder rücken in den Kindergarten nach.
Im Mai folgte Father Bala (Projektleiter in Bapatla, Bethapudi und Jammulapalam) einer privat finanzierten Einladung und besucht uns in Waldalgesheim, Worms und Alzey.
Umgekehrt besuchten – entsprechend unserem Grundsatz, Reisen und Aufenthalt selbst zu finanzieren – engagierte Pateneltern und Vorstandsmitglieder unsere Projekte. Dabei besuchten wir alle Kindergärten und Schulen. Sahen uns die Räumlichkeiten an und sprachen mit den Kindergärtnerinnen und Lehrern. Außerdem besuchten wir mit einigen Projektkindern ihr Zuhause.
Als besonderes Highlight für die Kinder machten wir mit ihnen einen Ausflug zum Meer bzw. zu einem Picknick-Platz am Fluss.
Die 2002 vollständig ausgefallene Regenzeit und eine extreme Hitzeperiode hat in der von uns betreuten Region die Not der Armen verschärft. Dürre bedeutet vielfach kein Trinkwasser, keine Arbeit auf den Feldern, kein Geld zur Ernährung der Familie.
Wir haben bei den Fahrten über die Dörfer viele ausgetrocknete Bäche und Seen gesehen. In einigen Dörfern wird Trinkwasser von einem 150 km entfernten Stausee gebracht, damit wenigsten die Menschen Wasser bekommen. Einige Familien verlassen die Gegend in der Hoffnung anderswo Arbeit zu finden. Unter der extremen Hitze litten vor allem Kinder und alte Menschen. Viele starben – auch in den Familien unserer Kinder gab es Opfer dieser unglücklichen Umstände.
In diesem Jahr setzte die Regenzeit spät ein, aber zumindest Obst und Gemüse konnten reifen. Für die Reispflanzung reichte die Dauer der Regenzeit vielerorts nicht aus. Wir müssen davon ausgehen, dass sich Reis, das Hauptnahrungsmittel, erheblich verteuert.
Das Kinderheim in Pedakurapadu hat jetzt 2 Büffel mit Kälbchen, ca. 15 Hühner und einige Gemüsebeete, so dass ein Teil der Lebensmittel selbst erzeugt wird.
Durch Sonderspenden z.B. von Geburtstagsfeiern finanzierten wir je eine Rutsche für die Kindergärten in Bethapudi und Jammulapalam. Für das Kinderheim Padakurapadu wird ein Spielplatz gebaut.
Vereinsgründung „Kinderhilfe Bapatla e.V.“
Zur Bündelung aller Initiativen und Aktivitäten für die wachsende Kinderhilfe – vor allem um eine geordnete steuerliche Abrechnung der Patenschaftsgelder und Spenden zu sichern- erfolgte am 30.10.2003 die Gründungsversammlung. Mit dem 1.12.2003 ist die Anerkennung der Gemeinnützigkeit und Mildtätigkeit unseres Vereins durch das zuständige Finanzamt erteilt.
Die Mitglieder des Vorstandes:
1. Vorsitzende: Maria Treiling
2. Vorsitzender : Thomas Munzlinger
1. Kassierer: Freddy Kraus
2. Kassierer: Frank Munzlinger
1. Schriftführer: Marc Schmiedhäuser
1. Schriftführer: Anke Sturm
Beisitzer: Manuela Baltz
Elli Bickel
Günter Piroth
Heinfried Treiling
Tina Rebell (nicht im Bild)
Der Verwaltungsaufwand ( Porto, Fotos, Kopien usw.) wurde bisher von einigen Wenigen getragen. Der Mitgliedsbeitrag von 5,- Euro im Jahr soll die Verteilung dieser Kosten auf mehrere Schultern ermöglichen . Dafür gibt es eine extra Kasse bzw. Konto. Eventuelle Überschüsse aus diesen Beiträgen fließen am Ende des Jahres in das Projekt.
Alle Spenden und Patenschaftsgelder fließen weiterhin zu 100% in die Projekte.
2004 / 2005
Am 26. Dezember 2004 erschütterte die Nachricht der Tsunami-
Katastrophe die Welt.
Unsere ersten Gedanken und unsere Sorge führten nach Bapatla am Golf von Bengalen zu unseren Kindern, Freunden und Partnern. Telefonanrufe bestätigten, dass die Küstenregion betroffen ist und fliehende, schutzlose Menschen möglichst umgehend Hilfe brauchen. Sofort wurde Pfr. Bala Unterstützung zugesagt. So konnte er vor Ort erste Hilfe leisten. Bereits am 28.12. lieferte Pfr. Bala mit seinen Mitarbeitern die ersten Hilfsgüter aus. Ein Hilferuf per Post ging inzwischen an Paten und Freunde. In überwältigender Weise erreichten uns per Post, Fax und E-mail hunderte Anfragen und damit verbunden eine riesige Spendenbereitschaft. Eine bereits geplante Reise von Manuela Baltz am 30.12.04 in die Projekte half erste Spendengelder für die Tsunami-Opfer nach Bapatla zu bringen.
Die Hilfs- und Spendenbereitschaft lief unterdessen ungebrochen weiter. Tägliche Kontakte und Absprachen mit Pfarrer Bala in Bapatla und seinem und unserem Freund Pfarrer Bala aus Sagar (diese 2 Priester erarbeiten den gesamten Hilfeplan) führten dazu, dass Marie Treiling am 09.01.05 , mit 30.000 Euro im Gepäck in Bapatla ankam. In den 2 folgenden Wochen waren wir ständig unterwegs und erreichten mit den sorgfältig eingekauften und bedarfsbezogenen Hilfsgütern die Menschen in 14 zentralen Fischerdörfern mit kleinen Nebensiedlungen. Ca 1500 Fischerfamilien wurden versorgt. Eine Familie bedeutet in Andhra Pradesh 6-8 Personen – über 10.000 Menschen erhalten Hilfe.
Gleichzeitig organisierten wir Medical-Camps in 3 Fischerdörfern. 3 Ärzte: 1 Allgemeinmediziner, 1 Kinderarzt und 1 Augenarzt und ihre medizinischen Fachkräfte arbeiteten mit uns zusammen. Über 700 Menschen- davon ca. 1/3 Kinder wurden untersucht und mit Medikamenten versorgt. Für unmittelbar nötige Einweisungen in Krankenhäuser wurde der alte Jeep des Projektes benutzt.
Die Situation aller in den Küstenregionen betroffenen Menschen ist physisch und psychisch sehr angespannt. Mit Angst beobachten sie das Meer – Freund und Ernährer seit Generationen. Lebensgrundlagen und Lebenseinstellungen sind erschüttert – traumatisierte Menschen leiden unter Schlafstörungen. Die ersten Fischer gehen wieder im nahen Küstenbereich auf Fang. Offizielle Warnungen vor dem Verzehr von Fischen machen den Verkauf – und damit kleinste Geldeinnahmen zur Zeit nahezu unmöglich.
Am 20. 01.04 brachten wir noch einmal 10.000 Euro nach Indien um die reibungslose Arbeit, auch von der Kostenseite zu sichern. Wir haben ein Konto bei der Bank in Bapatla angelegt: TSUNAMI – RELIEF – FUND um gezielte Aufbauarbeit zu leisten. Durch viele Spenden von Privatpersonen, Gruppen, Vereinen und besonders dem Spendenlauf der Binger Schulen erhielten wir weitere Gelder für die Tsunami-Hilfe.
Mehrmals im Jahr sind Vorstandsmitglieder, vor allem die Vorsitzende Marie Treiling-Evers, vor Ort, um sich von den Fortschritten zu überzeugen. Selbstverständlich trägt weiterhin jeder seine Reisekosten selbst. Jeder gespendete Cent fließt ohne Abzug an die hilfsbedürftigen Menschen in Indien. Wichtig ist die Bedarfsermittlung direkt vor Ort unter Einbeziehung der Betroffenen. So wird sichergestellt, dass nicht an den Bedürfnissen vorbei geholfen wird und z.B. die falschen Netze oder zu große Boote gekauft werden.
Erfolgreiche Maßnahmen 2005
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Weiterführung der Medical-Camps
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bis Juli 2005 Unterstützung von ca. 11.000 Menschen aus dem zerstörten Küstengebiet mit Lebensmitteln
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Kauf von Netzen
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Zuschüsse zu neuen Booten
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Die Finanzierung von Operationen rettete mehreren Kleinkindern das Leben.
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Bereitstellung von Geldern für den Bau von 22 einfachen Häusern incl. Landkauf, Erschließung und Brunnenbau in Vijajalakhsmipuram. Dort werden 180 Menschen einziehen, die durch die Flut alles verloren haben und jetzt in Zelten unter den Bäumen leben.
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Zuschüsse zu Bauprojekten der Diözese Guntur (100 Häuser) und der lutherischen Kirche in Bapatla (67 Häuser)
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Bau von neuen Brunnen, die verschlossen sind, um sie vor Verunreinigung zu schützen
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Vielen alten Menschen wurde durch die Flutkatastrophe alles genommen. Deshalb unterstützen wir 118 alte Menschen mit einer „Monatsrente“ von 2 Euro, damit ihnen wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag gesichert ist.
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10 Mädchen aus total verarmten Fischerfamilien wurden am Strand aufgelesen und bei den Holy Cross Schwestern untergebracht. Wir finanzieren Unterkunft, Verpflegung und Schulbesuch.
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die Wiederinbetriebnahme bestehender Schulgebäude in den Tsunami-Gebieten wird von uns unterstützt
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Unsere beiden Tsunami-Projektleiter Pfr. Bala sen.und Bala jun., die neben der Betreuung ihrer Gemeinden, auch für Kinderheime, Kindergärten und Bauprojekte der Kinderhilfe Bapatla verantwortliche sind, leisten übermenschliches, um den Flutopfern das Überleben zu ermöglichen. Die hierfür notwendige Mobilität der Projektleiter wurde durch den Ankauf eines Jeeps ermöglicht. Finanziert wurde er durch Sonderspenden, vor allem eines Langenlonsheimer Transportunternehmers.
2006
Vijajalakshmipuram (Tsunami-Dorf)
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Die Hilfe für die noch existierenden Schulen im Tsunami-Gebiet läuft weiter.
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Die alten Leute bekommen noch mind. 1 Jahr von uns eine „Rente“, um eine ausreichende Ernährung zu sichern
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Die Häuser für die Tsunami-Opfer sind im Bau.
Bapatla
Unser Projektleiter vor Ort; Pfarrer Bala; hat mit den Kinder auf dem Gelände des Kinderheimes viele Bäume, Sträucher und Nutzpflanzen gepflanzt.
Die Kinder übernehmen die Pflege und Bewässerung der Pflanzen und verwenden dazu das Brauchwasser aus Küche und den Duschen.
Pedakurapadu
In Pedakurapadu wird das 2te Stockwerk des Kinderheimes fertiggestellt und eingeweiht. Nach den Sommerferien zogen viele neue Jungs ein.
2007
Vijialakshmipuram ( Tsunami-Dorf)
Im Juli 2007 wurden die Häuser für die Tsunami-Opfer eingeweiht.
Die Tsunami-Hilfe ist jetzt abgeschlossen.
Bapatla
Die ersten eigenen Bananen können geerntet werden Die Kinder freuen sich riesig darüber. Schließlich sind sie für die Bewässerung und Pflege der Pflanzen verantwortlich und sehen jetzt den Erfolg ihrer Arbeit.
Neues Projekt in Pedamakenna
Pedamakenna gehört zur Gemeinde Pedakurapadu und ist etwa 8 km von dort entfernt.
Hier leben fast ausschließlich kastenlose Tagelöhner und völlig Mittellose unter katastrophalen Verhältnissen. 2 Familien mit 10 bis 15 Menschen leben oft in einer Hütte. Die Hütten sind baufällig und die hygienischen Verhältnisse unbeschreiblich. Selbst für notdürftige Reparaturen an den erbärmlichen Hütten haben die Menschen keinerlei Mittel. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass in Indien selbst scheinbar „wild“ Wachsendes in aller Regel begüterten Landbesitzern gehört. Daher ist es den Ärmsten beispielsweise unmöglich, für ihre lecken Dächer einfach Palmwedel vom Straßenrand abzuschneiden. Dieser Situation gewahr, haben wir 2007 ein Bauprojekt von 40 Häusern gestartet, welches erstmals durch Mittel aus der Entwicklungshilfe der deutschen Bundesregierung mitfinanziert wird. Die Dorfältesten von Pedamakenna wählten die Bedürftigsten aus, welche Anfang 2008 zum ersten mal in ihrem Leben eine feste Behausung mit sanitären Einrichtungen beziehen werden.
Besuche in den Projekten
Wie jedes Jahr waren wieder einige Vorstandsmitglieder vor Ort um sich über die Fortschritten in den Projekten zu informieren. Selbstverständlich fliegt immer noch jeder auf eigene Kosten nach Indien. Außerdem besuchte im Oktober eine kleine Gruppe von Pateneltern unter Leitung des 2. Vorsitzenden Thomas Munzlinger die Projekte. Es war für alle eine erlebnisreiche, informative Reise und die Eindrücke werden noch lange nachklingen.
2008
Anfang des Jahres musste die Familie Treiling und die Kinderhilfe Bapatla mit dem Tod von Marie Treiling-Evers einen schmerzhaften Verlust verkraften. Sowohl der Vorstand wie auch alle Beteiligten der Kinderhilfe versuchen das begonnene Werk in Maries Sinn fortzuführen. Zwangsläufig gab es eine Veränderung in der Leitung des Vereins:
Thomas Munzlinger übernahm das Amt des 1.Vorsitzenden, Heinfried Treiling wurde zu seinem Stellvertreter gewählt.
Einweihung der neuen Häuser in Pedamakenna
Nach vielen Schwierigkeiten konnten wir endlich die 40 Häuser in Pedamakenna ihrer Bestimmung übergeben. Im Beisein des Bischofs von Guntur Dr. Gali Bali feierten die neuen Hausbesitzer, die gesamte Dorfbevölkerung und viele Gäste die feierliche Einweihung der neuen Häuser. Unter den Gästen waren auch 3 Vorstandsmitglieder unseres Vereins.
Bapatla
Bei vielen unserer Kinder, die die 10te Klasse abgeschlossen haben, waren die Noten so gut, dass sie auf’s College gehen können. Ca. die Hälfte der jüngeren Kinder gehen in die nahegelegene Grundschule in Bapatla. Die Schule liegt in einer kleinen Senke. Während der Regenzeit steht das Gelände unter Wasser. Wir wollten Abhilfe schaffen und das Gelände mit Sand auffüllen lassen. Bei einer Besichtigung des Gebäudes wurde der sehr schlechte Zustand festgestellt. Deshalb wurde es abgerissen und einschließlich der sanitären Anlagen neu aufgebaut. Dieses Projekt wurde durch eine Sonderspende finanziert.
Im Herbst wurde der neue Vorstand gewählt:
1. Vorsitzender: Thomas Munzlinger
2. Vorsitzender: Heinfried Treiling
1. Kassierer: Alfred Kraus
2. Kassierer: Frank Munzlinger
Schriftführer: Anke Sturm
Beisitzer: Manuela Baltz
Günter Piroth
Magda Altendorf
Reinhard Altendorf
Hartwig Schwartzkopff
2009
In Chilivuru beginnen die Bauarbeiten für ein Jungen Hostel. Hier sollen Kinder von Wanderarbeitern einziehen, die sonst keine Chance auf eine Schulbildung haben. Finanziert wird das Haus, durch die Kinderhilfe und die Unterstützung des BMZ ( Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Für den laufenden Betrieb ist dann die Diozöse Guntur verantwortlich.
Zusammen mit dem Rotary Club Bingen konnte das lang ersehnte Vorhaben, den Fischern am Krishna Fluß in Nagarjuna Sagar in ihrer elenden Lebenssituation zu helfen, in die Tat umgesetzt werden. Um die Fischer aus ihrer totalen Abhängigkeit von ihren Händlern und Ausbeutern zu befreien, wurden ihnen eigene Boote und neue Netze gekauft. Durch diese Hilfe soll es den Familien leichter gemacht werden, auf die Mitarbeit ihrer Kinder zu verzichten und sie statt dessen zur Schule zu schicken.
Vorstandsmitglieder der Kinderhilfe Bapatla e.V. waren im Januar 2009 in Indien und haben unter anderem Nagarjuna Sagar besucht, den Ort des neuen Projektes. Mit unserem Projektleiter Bala jun. haben wir uns in einem nahe liegenden Dorf mit den gewählten Vertretern der Fischer getroffen. Das 4 köpfige Komitee hat eine Liste erarbeitet in der die besonders hilfsbedürftigsten Fischer-Familien aufgeführt sind. In Gesprächen mit diesen Familien wurde festgelegt, was am dringendsten benötigt wird. Für 50 Familien ohne eigene Boote und Netze wurden verschiedene Netze mit unterschiedlichen Maschengrößen bestellt. Außerdem wurden zur gemeinsamen Nutzung 20 Boote in einer nahe gelegenen Fabrik in Macherla zu günstigen Konditionen in Auftrag gegeben.
Außerdem wurden 2 Schulen unterstützt, der Bau von kleinen Häusern in Eigenarbeit durch Materialhilfen ermöglichst und eine Beihilfe für Medikamente und Lebensmittel für 18 ältere und kranke Menschen in der Fischersiedlung gewährt.
In Juni besucht Bischof Dr. Gali Bali (Bischof der Diozöse Guntur / Indien) Europa und blieb ein paar Tage in Waldalgesheim. Wir feierten gemeinsam sein 25 jähriges Bischofsjubiläum. Am nächsten Tag besuchten wir die Wallfahrtskirche im Kloster Marienthal und anschließend Kloster Eberbach.
Im Juli feierten wir unser schon fast traditionelles Waldfest und freuten uns über den Besuch unserer Projektleiter.
Anfang Oktober, nach heftigen Regenfällen, gibt es große Überschwemmungen im Gebiet um den Fluss Krishna. Dabei werden 124 Dörfer völlig überschwemmt. Mehrere Tausend Menschen verlieren ihr Hab und Gut und das Dach über ihren Köpfen. Auch die Fischer rund um Nagarjuna Sagar sind betroffen. Hütten wurden weggespült, Häuser beschädigt, Boote und Netze zerstört oder weggeschwemmt. Unser Projektleiter Pfr. Bala jun. kümmert sich sofort um Hilfe. Er kauft Lebensmittel, Decken, Kleidung und organisiert ein Medical Camp. Nach und nach werden, mit der finanziellen Hilfe der Kinderhilfe Bapatla, Hütten errichtet, neue Netze und Boote gekauft.
2010
Wie in den vergangenen Jahren reisten mehrmals Vorstandsmitgliedern nach Indien. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie sich die Projekte und vor allem die von uns unterstützten Menschen weiter entwickeln und wie auch mit wenig Geld viel bewirkt werden kann.
Das Hostel in Chilivuru wurde eingeweiht. Die Kinder sollen nach den Sommerferien einziehen. Chilivuru liegt zu weit von Bapatla entfernt um von unseren Projektleitern betreut zu werden. Deshalb war von Anfang an geplant, den laufenden Betrieb in die Hände der Diozöse Guntur zu legen.
Bedingt durch personelle Veränderungen bei den Holy Cross Schwestern verzögerte sich der Beginn der Bauarbeiten zur Erweiterung des Mädchen-Hostels. Bisher wohnten dort 12 Mädchen. Nach intensiven Beratungen mit den Schwestern wurde jetzt mit dem Umbau begonnen. Ein neuer Schlafsaal wird gebaut, neue sanitäre Anlagen und eine Treppe. Nach den Sommerferien sollen dann 20 Mädchen im Hostel wohnen. Die Kinderhilfe übernimmt die Kosten für den Umbau und wie bisher auch schon alle Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Schulbesuch, med. Betreuung und Kleidung.
Im Oktober konnte sich eine Gruppe von Pateneltern mit Heinfried Treiling und Reinhard Altendorf von den Fortschritten überzeugen. Sie hatten Spaß mit dem Kindern und weihten Häuser in der Umgebung von Nagarjunar Sagar ein, deren Bau nach dem Hochwasser vom Okt. 2009 notwendig wurde.
2010 / 2011
Seit einiger Zeit kommen immer wieder verzweifelte Familien zu unseren Projektleitern und bitten um Hilfe für ihre kranken Kinder. Die Projektleiter kümmern sich um die Medizinische Versorgung und die entsprechende Nachsorge. So konnten wir z.B. schon einigen an Polio erkrankten Mädchen helfen. Die Operation bezahlt der Staat, aber die weite Reise mit dem Zug, die Verpflegung im Krankenhaus und die Kosten für die mitreisende Familie können die Familien nicht selbst tragen.Diese Kosten übernehmen wir.
2011
Im Gebiet um Nagarjuna Sagar häufen sich die Selbstmord-Fälle von Frauen, die von ihren Männern mißhandelt werden. Sie stürzen sich, oft mit ihren Kindern, von einer sehr hohen Brücke über den Staudamm.
Pfr. Bala jun. bietet diesen Frauen eine Zufluchtsmöglichkeit. 3 speziell ausgebildete Schwestern kümmern sich um sie. Damit sie auch vor den Wetterbedingungen geschützt sind, wurden Shelter (Schutzdächer mit befestigtem Boden) gebaut.
Da unser Hostelgelände in Bapatla durch den Ausbau der Straße und das neue Abwassersystem bei Regen ständig überflutet wurde, war eine Auffüllung mit Sand notwendig. Außerdem wurden die Außenmauern erhöht und die Eingangstore mussten versetzt werden, so dass es keine weiteren „Überschwemmungen“ mehr gibt.
Im Mai wurden unsere Projektleiter in neue Gemeinden versetzt. Pfarrer Bala sen. von Bapatla in das etwa 40 km entfernt liegende Nagaram. Da er nur einer kleinen Gemeinde vorsteht, bleibt ihm genügend Zeit, alle unsere Projekte weiterhin als Supervisor zu betreuen. Nachfolger in Bapatla ist Bala jun., der vorher in dem großen diözesanen Wallfahrtsort Nagarjunasagar tätig war. Unser Verein und die Kinder sind über diese Personal-entscheidung des Bischofs sehr glücklich. Dadurch ist gewährleistet, dass beide Bala’s, die seit langen Jahren unermüdlich sehr gute Arbeit für die Armen leisten, unseren Projekten erhalten bleiben.
Nach dem Weggang von Pfr. Mareddy aus Pedakurapadu wurde die Stelle mit einem älteren Geistlichen und einem jungen engagierten Kaplan besetzt, der sich vorwiegend um die Belange unserer Kinder kümmert. Im Juni besuchten einige Vorstandsmitglieder die Projekte. Wichtigster Anlass für den Besuch in Indien waren die Versetzungen unserer Projektleiter, sowie die Kontrolle von Baumaßnahmen.
Bei unserem letzten Besuch im Oktober 2010 hatten wir festgestellt, dass die 40 Häuser die wir mit Hilfe der Bundesregierung für die ärmsten Landarbeiter bauen konnten, im Wasser standen und eine Drainage dringend notwendig wäre. In Gesprächen mit den Ältesten der neuen Siedlung und unserem Projektleiter waren wir übereingekommen, dass dies eine Aufgabe der staatlichen Dorfverwaltung ist, was diese uns auch zugesagt hatte. Dennoch waren wir überrascht, dass ein Abwassersystem im Bau war und noch vor Beginn der Regenzeit fertig gestellt sein soll.
Natürlich wurden auch wieder einige Einzelschicksale besprochen. So wurde Pfr. Bala jun. beauftragt, für die ärmste Familie in Bethapudi nach einer besseren Bleibe zu suchen. Die Familie wohnt in einer ärmlichen Hütte. Der Vater arbeitet 200km entfernt als Saisonarbeiter auf den Feldern und hat zur Zeit wegen der Trockenheit keine Arbeit.
Für eine Frau, deren Mann an Aids gestorben ist und die ebenfalls mit Aids infiziert ist, soll eine Möglichkeit gesucht werden, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie und ihre Tochter wurden wegen ihrer Krankheit von der Familie und vom Dorf verstoßen. Ihr Mann hatte ein kleines Grundstück, das jedoch ihr Schwager für sich beanspruchte. Father Bala jun. hat mit den Dorfältesten jetzt geklärt, dass die Frau einen Teil des Grundstückes zurück bekommt. Sie will darauf Jasmin für Blumenkränze anbauen, die sie auf dem Markt verkauft. 50.000 Rs (ca. 80 €] wird unser Verein als Starthilfe geben.
Um die Nachhaltigkeit unserer Hilfen zu kontrollieren, besuchten wir auch Familien, denen wir beim Bau eines Hauses geholfen hatten oder die z.B. Tiere für den Aufbau einer bäuerlichen Existenz bekommen haben.
Wir trafen uns auch mit einem ehemaliges Patenkind, das ein Ingenieurstudium abgeschlossen hat und nun für eine Bank arbeitet. Es ist schön zu sehen, dass unsere Hilfe auch den Ärmsten eine Chance gibt.
Bei einer Reise im September besuchten Vorstandsmitglieder das Ausbildungszentrum Don-Bosco in Guntur. Hier haben unsere Kinder die Möglichkeit eine Ausbildung zum Drucker, Automechaniker, Elektrotechniker und zur Krankenschwester zu machen. Unsere Projektleiter haben einen guten Kontakt zum Ausbildungszentrum und unsere Kinder werden dort gerne aufgenommen, da sie zu Disziplin, Sauberkeit und Zuverlässigkeit erzogen wurden. Jugendliche, die bei Don-Bosco ihre Ausbildung abgeschlossen haben, finden problemlos eine Arbeitsstelle.
In der Nähe des Hostels in Bapatla ist eine Kolonie entstanden, in der hauptsächlich Müllsammler und Straßenkehrer mit ihren Familien leben. Diesen Kindern haben wir die Möglichkeit gegeben, im Hostel betreut zu werden und die Schule zu besuchen. Es hat sich aber gezeigt, dass die meisten Kinder nicht regelmäßig kommen. Ihre Eltern gehen sehr früh aus dem Haus, die Kinder sind auf sich alleine gestellt und genießen lieber ihre Freiheit. Wir überlegen gemeinsam mit unseren Projektleitern, ob wir eine Betreuerin ins Dorf schicken können, um die Kinder regelmäßig zum Schulbesuch abzuholen, da diese Kinder es am Nötigsten haben, Lesen und Schreiben zu lernen.
Seit einiger Zeit nehmen unsere Projektleiter vermehrt „Drop-outs“ in die Projekte auf. Drop-outs sind Schüler, die ihre Schulausbildung abgebrochen haben und nun versuchen, ihren Schulabschluss nachzuholen. Die Zahl dieser Schüler nimmt in den letzten Jahren ständig zu, da die Kinder oft gezwungen werden, ihre Ausbildung abzubrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Da wir für diese älteren Kinder kaum Sponsoren finden können, werden zurzeit die Kosten durch Sonderspenden getragen. Obwohl unsere Projektleiter versuchen, die Eltern davon zu überzeugen dem Kind einen Schulabschluss zu ermöglichen, ist die Familie oftmals gezwungen, die Arbeitskraft des Kindes in Anspruch zu nehmen, um zu überleben. Die Lebenshaltungskosten in Indien sind enorm angestiegen, was sich auch in unserem Budget für die Projekte bemerkbar macht. Indien wird uns sehr oft in den Medien als reiches Land dargestellt, aber zu dem Reichtum von Wenigen tragen Millionen ärmster Familien mit ihren Kindern bei.
Im Oktober waren Magda Altendorf und Manuela Baltz 3 Wochen in den Projekten vor Ort. In dieser Zeit wurden alle Kinder fotografiert, die Schulen und Kindergärten besucht, intensive Gespräche mit den Projektleitern, Lehrern und Erzieherinnen geführt.
Höhepunkt für die Kinder war ein großes Fest mit über 400 Kindern aus Bapatla und Bethapudi. Es wurde gesungen und getanzt, gespielt und gegessen.
Auch einige ehemalige Projektkinder kamen zum Helfen.
Bei der Generalversammlung im November wurde turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt.
1. Vorsitzender: Thomas Munzlinger
2. Vorsitzender: Heinfried Treiling
1. Kassierer (Spendenkonto): Freddy Kraus
2. Kassierer (Vereinskonto): Sarah Peters
Schriftführerin: Anke Munzlinger
Beisitzer: Magda Altendorf
Reinhard Altendorf
Manuela Baltz
Günter Piroth
Romy Munzlinger
2012
Bapatla
Die Grundschule, die viele unserer Kinder besuchen sieht schon seit Jahren sehr schäbig aus. Außerdem gab es für alle Kinder nur 1 Toilette. Durch eine Sonderspende konnte die Schule saniert und renoviert werden.