Reiseberichte

April 2016                              Heinfried Treiling

Februar 2014                         Kerstin  

März 2011                              Heinfried Treiling

Januar 2007                            Manuela Baltz

Jahreswechsel 2005/06      Marie Treiling-Evers

Januar 2005                            Manuela Baltz

September 2003                    Anke und Frank Munzlinger

Januar 2000                            Manuela Baltz

 

Bapatla April 2016    

Im April besuchten wir (Cordy und Günter Strack, Liane Wüst und Heinfried Treiling) Projekte und Freunde in Bapatla anlässlich der 1. Hl. Kommunion unserer Patenkinder. Nachdem wir uns in Chennai etwas vom langen Flug erholt hatten, fuhren wir mit dem Zug weiter nach  Bapatla, wo uns Bala jun. erwartete. Im Kinderheim wurden wir von der Köchin Lakshmi, ihrem Mann Balaswamy,  Baleya und vielen Kindern herzlichst begrüßt.

Unser erster Besuch galt den Kindern in der Müllsammler-Kolonie. Statt in einer armseligen Hütte wie früher werden die Kinder jetzt in einem offenen, stabilen und wetterfesten  Raum unterrrichtet. Die Lehrerin betreut zurzeit 25 Kinder. Da wir von unseren Familien und Freunden einige Spenden erhalten hatten, konnten wir den Kindern hier mit Brett- und Ballspielen eine Freude machen und die Lehrerin beim Kauf von Unterrichtsmaterial unterstützen.

Am nächsten Morgen besuchten uns unsere Patenkinder. Nach 1 ½ Jahren gab es ein freudiges Wiedersehn. Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Emani zu Bala sen. Auf dem Weg dorthin, hielten wir in Tenali an, wo ein Frauen-und Kinderhostel von den JMJ Schwestern unterhalten wird. Seit 2005 betreuen die Schwestern ca. 120 Mädchen und Frauen verschiedener Altersgruppen. Alle sind entweder Waisen, mißbrauchte Mädchen, ausgebeutete und misshandelte Kinder, oder Jugendliche, die HIV infiziert sind. Das Hostel wirkt von aussen wie ein Gefängnis. Aber die Mädchen können sich frei und ungezwungen bewegen. Die Abschottung ist Schutz vor den eigenen Eltern, Zuhältern, Kriminellen etc. Ist ihre Ausbildung beendet, können die Mädchen das Hostel verlassen, aber jederzeit wieder zurückkommen, wenn sie Hilfe brauchen. Nach einer Heirat (frühestens mit 18 Jahren) werden die Mädchen auf Wunsch weiterhin von den Schwestern betreut. Unser nächstes Ziel war Emani, das wir nach 1 Stunde erreichten, wo wir bei Bala sen. übernachteten. Bala versorgt dort  25 Kinder in dem St. Johns Hostel mit Mittagessen, da die armen  Kinder kein Schulessen von Zuhause mitbekommen. Nach den Ferien werden es 30 Kinder sein. Wir überreichten Bala sen. einen Geldbetrag, mit dem er 3 College-Studenten unterstützen wird.

Da wir sehr beeindruckt und betroffen waren, beschlossen wir,  auf der Rückfahrt am nächsten Tag noch einmal bei den JMJ Schwestern im Hostel anzuhalten. Vom Staat werden pro Monat und Kind nur 500 Rupien gezahlt. Nach Absprache mit Bala jun. Beschlossen wir, die Arbeit der Schwestern mit einer  Spende zu unterstützen. . Trotz einer  Reifenpanne unterwegs, die unser Fahrer souverän meisterte, kamen wir spätabends wieder in Bapatla an. Da in diesem Jahr der Monat April Hochzeitsmonat in Indien war, begegneten uns unterwegs viele pompöse Hochzeitsumzüge, die die Straßen blockierten.

Heute verteilten wir an Mädchen und Jungs Schulrucksäcke, die Balaswamy für uns eingekauft hatte. Danach  besuchten wir das Lepradorf in der Nähe von Bapatla. Das Dorf unterstützen wir gerne mit unsren Einkäufen der dort hergestellten Produkte. Am Mittag begannen langsam die Vorbereitungen für die Feier der 1. Hl. Kommunion und das 25jährige Ordensjubiläum von Schwester Vijaya Rani, der Leiterin der Mädchenschule und unseres Girlshostels.  Etliche Männer kamen zur Vorbereitung bei Bala jun. Mit unseren Spenden konnte Bala jun. Geschenke (Gebetbücher, Kreuze ect.) und für die ärmeren Kinder auch entsprechende Kommunionkleidung kaufen

Am nächsten Tag war große Übungsstunde in der Kirche. Alle Kinder und Schwestern waren anwesend. Es wurde der Ablauf und der musikalische Rahmen

für den nächsten Tag geprobt. Am Nachmittag fuhren wir mit einigen Kindern und Schwester Vijaya Rani zum Einkaufen. Es gab neue Kleider Schuhe, Unterwäsche und Schlafanzüge.

Am Sonntag wurde die 1. Hl. Kommunion mit 25 Kommunionkindern gefeiert. Die Kommunionkinder wurden von Pfadfindern am Pfarrhaus abgeholt und in einem feierlichen Zug zur Kirche geleitet. Während des Gottesdienstes wurde auch das 25jährige Ordensjubiläum von Schwester Vijaya Rani und das 50jährige Kommunionsjubiläum von L. Wüst begangen. Nach dem Gottesdienst gab es noch einen offiziellen Teil mit Tänzen von den verschiedenen Kindergruppen. Eine Mitreisende hatte alle Anwesenden, auch die „Zaungäste“, zum Mittagessen eingeladen, das die Männer aus dem Dorf Maria Rani zubereitet hatten. Es hatte sich schnell rumgesprochen, daß man sich mal satt essen kann. Es wurden 510 Teller verteilt. Laut Bala jun. haben ca. 550 Leute am Mittagessen teilgenommen. Es war eine farbenfrohe Gesellschaft mit vielen glücklichen Gesichtern.

Am Montag konnten wir noch eine indische Taufe und Hochzeit erleben, bevor es am Dienstag zurück nach Deutschland ging.

Es war eine tolle Reise, wir haben uns sehr wohl gefühlt trotz aller Warnungen vor Hitze und Unannehmlichkeiten. Tausend Dank an alle die für uns bei unserem Besuch begleitet und betreut haben, vor allem bei Bala jun. und Bala sen.

Wir bedanken uns auch noch einmal bei unseren Familien und Freunden für die Spenden, mit denen wir Hilfe vor Ort leisten konnten.

 

Heinfried Treiling

 

 

 Indien 19.02.2014 – 02.03.2014

Auszug aus dem Reisebericht von Kerstin

Teilnehmer: Antje, Franziska, Karin, Kerstin, Lisa, Sabine, Uschi, Waltraud, Jockel, Reinhard, Steffen, Thomas, Thomas

 Am 19.02.2014 um 5.45 Uhr ging es ab Bahnhof Bingerbrück los. Es war für mich und einige andere die erste Indienreise. Für andere Teilnehmer war es bereits Routine, nach Indien zu reisen.

Um 9.40 Uhr ging unser Flug mit Emirates EK 044 nach Dubai. Nach drei Stunden Aufenthalt in Dubai ging es um 22 Uhr weiter nach Dehli. Planmäßig landeten wir dort um 2.30 Uhr (Ortszeit).
Am Flughafen wurden wir von unserem Reiseführer, der uns die nächsten Tage begleitete, abgeholt und ins Hotel gebracht.

Am nächsten Morgen (20.02.) nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann los. Wir besuchten den Freitagstempel, die größte Moschee Indiens, das Gewühl der Altstadt und den Gewürzmarkt, Grab von Humayun, Indien Gate ..… .

Das beherrschte Chaos auf den Straßen beeindruckte mich. In Indien ist Linksverkehr. Wer am lautesten hupt hat Recht. Von der Kuh über den Rikschafahrer, Mopets, Autos und Tuktuk ́s alle wollen in die gleiche Richtung und das schönste – wir mitten
drin. Es war in der Tat ein Erlebnis.

(21.2.) Am Nachmittag ging es dann mit dem Bus weiter nach Agra (ca. 4 Std.)
Am nächsten Morgen (22.02) wurden wir wieder von unserem Guide abgeholt und fuhren zum Taj Mahal in Agra.
Dann ging es weiter zum Roten Fort in Agra. Eine Festungs- und Palastanalage aus der Zeit der Mogulkaiser.
Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Jaipur, die letzte Stadt des goldenen Dreiecks. (Dehli, Agra Jaipur). Dort kamen wir am Abend an. Es war noch nicht zu spät, um in den Hotelboutiquen shoppen zu gehen. Wir  waren um einen Sari reicher.

 

Am Sonntag, 23.02. besichtigten wir in der Altstadt von Jaipur den „Palast der Winde“ (Hawa Mahal). Dann fuhren wir zu dem Amber Fort das 11km außerhalb von Jaipur liegt.
Auf Elefantenrücken ging es hoch zur Festungs- und Palastanlage. Von oben hatten wir eine tolle Aussicht auf die Nebengebäude. Ein Gebäude für die Soldaten und ein Gebäude für die Konkubinen. Wir sahen die priv. Audience Hall.
Die Stadt ist mit einer 20 km Stadtmauer eingegrenzt, die man auch gut sehen konnte. Mit dem Jeep, der am Ausgang bereit stand, ging es wieder zurück zum Busparkplatz.
Weiter ging es zum Citypalast. Da saßen Frauen, die mit Henna schöne Abbildungen auf die Haut malten. Natürlich konnten wir nicht widerstehen. Und so hatte jede von uns Frauen ein schönes Hennatatoo auf dem Handrücken.
Als letzten Programmpunkt besuchten wir das Observatorium. Die größte Sonnenuhr der Welt.

 

Am nächsten Morgen 24.02.14 flogen wir nach Dehli zurück, um nach Hyderabat zu kommen.

 

Nach einer Zwischenlandung in Hyderabat ging es dann nach Vijayawada . Dort empfing uns Bala Junior. Ein kleiner Bus brachte uns nach Bapatla (Fahrtzeit ca. 3 Stunden). Müde von der langen Reise (14 Stunden waren wir unterwegs)
bezogen wir unsere Hotelzimmer und aßen im Hotel. Alle freuten sich auf den nächsten Morgen.
Nach dem Frühstück bei Bala Junior, Bala Senior kam auch zu Besuch, fuhren wir zu dem Kindergarten in Bethapudi. Es war einfach nur rührend, wie wir von den Kindern und Erziehern empfangen wurden. Die Kinder übergaben uns Blumen zur
Begrüßung, andere Kinder hielten Herzluftballons hoch, auf die sie unsere Namen geschrieben hatten . Wir brachten den Kindern Bananen und Bonbons mit.
Sie sangen uns Lieder vor. Lisa sah zum ersten Mal ihr Patenkind und war ganz gerührt. Wir zeigten den Kindern deutsche Handspiele und sangen dazu.
Schweren Herzens mussten wir uns verabschieden, da ja noch andere Projekte auf unserem Programm standen.

 

Der nächste Stopp war eine Schule (Mittelschule), die bereits mit Computer ausgestattet war. Die Kinder zeigten uns ihre Bücher. Man merkte, dass sie viel Spaß am Lernen haben. Die Kinder tragen Schulkleidung. Sabine und ich zeigten
den Kindern Fotos von unseren Kindern.
Dann ging es zur nächsten Schule. (Grundschule) Die Kinder hatten gerade Pause und aßen auf einem Platz ihren mitgebrachten Reis. Es war sehr schön anzusehen, wie 150 Kinder auf kleinsten Fleck friedlich miteinander aßen.

 

Nachdem wir die Schulen besichtigt hatten, ging es auf Shopping Tour in Bapatla. Wir trafen uns mit der Ordensschwester, die die Mädchen der Holy Cross Sisters betreut.
Sie begleitete uns in ein Stoffgeschäft. Es war herrlich die Vielzahl der Stoffe zu sehen. Bei dieser Auswahl war es nicht schwer, für jede Frau den passenden Stoff für ein Punschabi zu finden. Mit einem TukTuk ging es dann zurück ins Hotel. Man glaubt es kaum, dass wir mit 12 Personen ein Plätzchen im TukTuk fanden. Im Hotel gab es dann Mittagsessen und wir erzählten unseren männlichen Begleitern von unseren Shoppingerlebnissen. Bala Junior bestellte nun einen Schneider, der aus unseren tollen Stoffen ein Punschabi in Kürze schneidern durfte. Der Scheider kam umgehend ins Hotel und nahm seinen
Auftrag entgegen.

 

Für den Abend war eine Willkommensfeier geplant. Wir Frauen zogen unseren Sari an, den wir im Hotel in Jaipur gekauft hatten. Sorgfältig versuchte Waltraud uns die Saris zu wickeln. Was gar nicht so einfach war. Eigentlich hätten wir uns die Arbeit sparen können, da Lakschmi nochmal nachbesserte und uns einen Punkt auf die Stirn klebte, was sie übrigens jeden Morgen bei uns machte.

 

Das Fest konnte losgehen. Ein buntes Programm wurde uns von den Kindern geboten. Ein Plakat hieß uns „Hearty Wellcome“ auf dem auch unsere Namen aufgedruckt waren. Die Kinder tanzten und sangen. Ein Mädchen führte professionell durch das abwechslungsreiche Programm
.
Von einer Truppe Jungs (Art Pfadfinder) wurden wir Einzel auf die Bühne begleitet. Wir bekamen ein Tuch und eine Halskette geschenkt. Thomas sprach zu den Kindern und den anwesenden Eltern. Dass sie ihre Chance nutzen sollen und dass es sich lohnt zu lernen. Es waren auch ehemaligen Schüler da, die heute Dank ihrer Ausbildung, einen Beruf erlernen oder sogar studieren konnten. Eine Willkommenstorte stand auch für uns bereit. Wir Frauen durften sie gemeinsam anschneiden. Nach dem Programm gab es ein leckeres Essen und als Nachtisch unseren Kuchen.

 

Am nächsten Morgen (26.02.14) besuchten wir Pedakurapadu auch ein Kinderheim. Die Kinder waren in der Schule.
Wir bekamen ein großzügiges Mittagsessen und hatten Gelegenheit mit dem Kaplan zu sprechen.
Als nächstes Highlight besichtigten wir den Budda Tempel, der allerdings noch nicht ganz fertig war. Er liegt am Fuße des FlussesKrishna. Als europäische Touristen vielen wir direkt einer indischen Reisegruppe auf. Die Jugendlichen
hatten offensichtlich viel Spaß mit uns und wollten ein gemeinsames Gruppenfoto.

 

Dann ging es weiter zu einem Hindu-Tempel, den wir uns auch von innen ansaßen.

 

Auf der Fahrt zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten kamen wir an Reis-, Chili- und Baumwollfelder vorbei. Wir sahen Familien, die in Hütten wohnten und auf dem Feld arbeiteten. Am Fluss wuschen die Frauen ihre Sari ́s. Nach einem Tag
voller Eindrücke aßen wir im Hotel und tranken noch den ein oder anderen Cola –Cognac „schwarz“.

 

Am 27.02.14 besuchten wir in Bapatla die Maria Rani Kolonie. Hier bekamen 50 Familien die Möglichkeit in einem Haus zu wohnen. Wir wurden von den Familien sehr freundlich empfangen und wurden in ihre Häuser gebeten. Man konnte hier
sehen, was der ein oder andere aus seinem Haus gemacht hatte. Es sah überall sehr sauber und gepflegt aus. Eine Familie hatte die grauen Steinfließen mit Blumen bemalt.

 

Danach besuchten wir das Lepradorf (Bethani Kolonie), welches von Deichmann aufgebaut wurde.
Hier konnte man sehen, wie die Wolle auf Rollen kam. Die fertigen Rollen setze man dann auf den Webstuhl. In einem Shop konnte man die gewebten Sachen käuflich erwerben. Wunderschöne Taschen in verschieden Größen,
Einkaufsbeutel, Handtücher, Tischdecken uvm. Wurden hier angeboten. Gerne nahmen wir die Taschen als Mitbringsel für Deutschland mit.
Nach dem Mittagsessen ging es zum Strand. Die Kinder hatten heute schulfrei, da Feiertag war. Sie waren bereits am Strand (Golf von Bengal). Voller Freude genossen sie das Meer und plantschen eifrig. Sie hätten uns am liebsten mit ins
Wasser genommen. Da man allerdings bekleidet ins Meer geht, haben wir uns auf die Füße beschränkt. Als weitere Erfrischung gab es Eis für die Kinder.
Am späten Nachmittag ging es zurück ins Hotel. Die Zeit in Bapatla neigte sich leider dem Ende zu. So hieß es nun Koffer packen. Danach ging es zum Abendessen nochmal ins Pfarrhaus.

 

Dann hieß es Abschied nehmen von Bapatla. Bala und Balaswahmi begleiteten uns zum Bahnhof. Dort fuhren wir um 00.00 mit dem Nachtzug nach Chennai. Die Fahrt dauerte 6 Stunden. Da wir nur zehn Plätze bestätigt bekommen haben,
teilte Franzi und ich uns eine Pritsche. An Schlaf war nicht zu denken. Wir vertrieben uns die Zeit mit Mau-Mau. Am frühen Morgen kamen wir in Chennai an. Auf dem Bahnhof wimmelte es nur so von Menschen. Viele lagen auf dem
Boden. Sie verbrachten die Nacht dort.

 

Ein Taxi brachte uns dann zum Flughafen. Um 9.40 Uhr ging unser Flug nach Dubai. Am Nachmittag kamen wir im Hotel in Dubai an.
Am nächsten Nachmittag (01.03.14) ging es mit unserem Guide zur Stadtbesichtigung Am nächsten Morgen 02.03.14 ging es nach einem ausgiebigen Frühstück zum Flughafen. Und so ging es auch wieder nach Frankfurt.

 

Alle Teilnehmer waren sich einig dass es eine ganz tollte Reise war.
Danke euch allen für die wertvolle Zeit!

 

Besuch in Indien März 2011  Heinfried Treiling

Schon lange wollte ich das Pilgerfest in unserem Projektdorf Nagarjunasagar besuchen, das alljährlich Anfang März stattfindet. Dann treffen sich zwischen 300 und 500 Tausend Christen, Hindus und Moslems, um gemeinsam zu beten und zu feiern. Es wurde eine überwältigende Erfahrung. Die Menschen leben unter freiem Himmel. Auf ausgebreiteten Decken oder einfach auf dem blanken Boden wird gekocht, gegessen und geschlafen. Eine riesige Fläche rund um die Pilgerstätte ist von Menschen belegt. Es war sehr heiß, im Schatten 43 Grad, die Sonne brannte von einem stahlblauen Himmel. Den Menschen, Familien mit kleinen Kindern, alten Menschen, schien das nichts auszumachen. Wenigstens für genügend Wasser ist jetzt gesorgt dank unseres Freundes Friedhelm Kamp, der den Bau eines großen Wassertanks finanzierte.

Nagarjunasagar wird immer mehr zur Zufluchtstätte für misshandelte Frauen. Sie fliehen mit ihren Kindern nach Sagar und suchen Hilfe. Die Kinderhilfe Bapatla hat nach tragischen Selbstmorden den Bau von Schutzhütten finanziert, um den Hilfesuchenden wenigstens eine sonnen- und regengeschützte Bleibe zu bieten. Unser Projektleiter Bala junior hat drei speziell geschulte Ordensschwestern angestellt, die die Frauen und Kinder betreuen und beraten. Frau Wüst und ich durften vor dem Fest die drei Schutzhütten einweihen.

In unserem Reisegepäck hatten wir auch eine Gehhilfe für das operierte Poliokind. Bei unserem Besuch konnten wir sehen, dass das Kind bei regelmäßigem Training eine gute Chance hat, in ein paar Monaten alleine zu laufen.

Um die Nachhaltigkeit unserer Hilfen ein wenig zu kontrollieren, besuchten wir auch Familien, denen wir beim Bau eines Hauses geholfen hatten oder die z.B. Tiere für den Aufbau einer bäuerlichen Existenz bekommen haben. Wir trafen ein ehemaliges Patenkind, das ein Ingenieurstudium abgeschlossen hat und nun für eine Bank arbeitet. Es ist schön zu sehen, dass unsere Hilfe auch den Ärmsten eine Chance gibt. Das beeindruckenste Erlebnis bei diesem Besuch war allerdings die Religiosität der Massen, das friedliche gemeinsame Beten, Feiern und Zusammensein verschiedener Religionen. Wenn abends die Sonne glutrot in den Wassern des Stausees versank, füllte sich unser Herz mit Bewunderung und Dankbarkeit für dieses grandiose Ereignis, an dem wir teilhaben durften.

Heinfried Treiling

Indien 16. bis 31. Januar 2007   Manuela Baltz

Endlich geht es wieder los.

Es ist meine sechste Reise nach Indien in unsere Projekte. Vor fast genau 2 Jahren war ich das letzte mal dort. Damals flog ich nur eine Woche nach dem verheerenden Tsunami und habe das Leid der Menschen hautnah miterlebt. Die Erinnerung daran ist noch sehr lebendig und ich bin gespannt, wie sich nach dem Tsunami alles entwickelt hat.

Außerdem begleitet mich eine Freundin, die zum ersten mal nach Indien fliegt und ich hoffe, sie auf die Eindrücke und Widrigkeiten in Indien genügend vorbereitet zu haben.

Indien erwartet uns wie gewohnt: – laut, staubig, schmutzig, aber nicht so heiß.

Die ersten Tage verbringen wir in Hydrabad mit Sightseeing und ich merke wieder, dass die indischen Großstädte nicht mein Ding sind. Erst auf der Fahrt nach Karampudi zu Pfr. Inna, dem früheren Projektleiter von Pedakurapadu, finde ich „mein Indien“ wieder: Staubige Straßen, vorbei an Baumwoll- Reis- und Chilifeldern. Landarbeiter die unterwegs sind, überladene Ochsenkarren, und wie immer in der Erntezeit Leute, die ihre kärgliche  Reisernte auf die Straße kippen um sie von den Autos „mahlen“ zu lassen.

Wir verbringen 2 entspannende Tage in Karampudi.

In Pedakurapadu kommen wir am Vormittag an. Wir machen erst mal einen Rundgang über das Gelände. Die Kinder sind alle in der Schule, es ist sehr still. Den 2ten Stock des Kinderheimes kenne ich bis jetzt nur von Fotos und Pfr. Marreddy zeigt uns das neue Stockwerk.

Wir besuchen die Grundschule von Pedakurapadu und ich stelle erfreut fest, dass sehr viele Kinder in der Schule sind.

Bei meinem letzten Besuch waren fast ausschließlich Kinder aus unserem Projekt in der Schule. Damals erzählte mir der Lehrer, dass fast alle Kinder in der Erntezeit mit ihren Eltern als Tagelöhne auf die Felder müssen. Später erfahren wir, das es ein neues Gesetz gibt. Kinderarbeit ist zwar schon seit einigen Jahren auch in Indien verboten, aber das neue Gesetz, verbietet auch die Beschäftigung von Kindern durch Großgrundbesitzer und die Einhaltung wird wohl öfter kontrolliert.

Die meisten der älteren Kinder im Projekt kenne ich ja schon von meinen letzten Besuchen und freue mich darauf sie wieder zu sehen. Die jüngeren „unserer Kinder“ haben wir morgens schon in der Schule begrüßt, aber als am späten Nachmittag alle von der Schule zurück kommen, gibt es ein großes Hallo. Ich freue mich riesig die bekannten Gesichter zu sehen und besonders mein Patenkind Prasad. Er ist gewachsen und viel aufgeschlossener geworden. Sein Englisch ist viel besser und wir brauchen keinen Dolmetscher mehr. Ich weiß aus den vergangen Besuchen, dass ihm das Lernen schwer fällt, aber er und sein Lehrer haben mir versichert, dass er fleißig war. Die Prüfungen zum Abschuß der 10ten Klasse sollten kein Problem für ihn sein.

Uns fällt auf, dass viele der Kinder keine Schultaschen haben. Deshalb beschließen wir nach Rücksprache mit Pfr. Mareddy für alle Kinder neue Schultaschen zu kaufen. Einige Freunde und Pateneltern haben uns Geld mitgegeben um vor Ort zu entscheiden, was wir damit für die Kinder tun können. Wir finden, dass Geld ist gut angelegt.

Um die Taschen zu kaufen, fahren wir nach Guntur, der Kreisstadt. Bei der Gelegenheit machen wir noch einen Einkaufsbummel. Abends verteilen wir die neuen Schultaschen.

Am nächsten Tag ist Pfr. Mareddy unterwegs und wir machen uns allein auf den Weg ins Dorf. Wir begegnen vielen Frauen, die auf dem Weg zur Arbeit auf den Feldern sind. Dabei ist auch Sirisha. Bis zum vergangenen Jahr kam sie regelmäßig zum essen und lernen ins Kinderheim. Dann haben die Eltern beschlossen, dass sie mit auf die Felder muß. Ich bin immer wieder traurig, wenn den Kindern die Chance genommen wird, einen Schulabschluß zu machen. Unserer Projektleiter und Lehrer versuchen ihr Bestes damit das die Ausnahme bleibt. Aber leider sind sie manchmal machtlos. Unsere Hoffnung ist die nächste Generation.

In Pedakurapadu spiegeln sich die indischen Gegensätze wieder. Es gibt sehr viel Armut und daneben auch einige reiche Leute. Halbverfallene Hütten und kleine Häuser von Handwerkern wechseln sich ab. Und am Dorfrand immer mal wieder ein großes neues Haus. Müllabfuhr und Straßenreinigung hat sich noch nicht durchgesetzt, der Müll liegt mitten im Dorf neben dem Bachlauf.

Wir fühlen uns bei unserem Spaziergang oft wie im Zoo, nur sind wir es diesmal, die angestarrt werden. Viele Leute kommen auf die Straße um die weißen Frauen anzusehen. Mit manchen kommen wir ins Gespräch, und sobald ich die Kamera hebe, wollen alle mit aufs Bild. Für Fotografen ist Indien ein Paradies. Mit Zeichensprache frage ich um Erlaubnis zum fotografieren. Keiner sagt nein. Manche sind etwas verlegen, aber die meisten freuen sich richtig und oft wollen noch mehr Leute mit aufs Bild

Nach ein paar Tagen verlassen wir Pedakurapadu und fahren mit einem Mietwagen mit Fahrer nach Bapatla.

In Indien herrscht Linksverkehr und die Verkehrsregeln werden sehr großzügig ausgelegt. Recht hat, wer am lautesten hupt. Auf den Straßen in den Städten und Dörfern tummeln sich Autos, LKW’s und Busse, Fahrräder und Motorräder, Rikschafahrer und 2takter Motorrikschas, Büffel oder Kuhgespanne und dazwischen Fußgänger und heilige Kühe. Es ist oft ein richtiges Chaos, laut, voller Abgas, laut, stinkend  und unheimlich faszinierend.

Auf den Landstraßen wird es ruhiger. Manchmal steht man mitten in einer Ziegen- oder Büffelherde. Oder vor einem ist ein völlig überladener Stroh oder Baumwoll-Transporter umgekippt. Von Zeit zu Zeit begegnet man überfüllten Motorrikschas, die die Menschen zur Arbeit bringen oder billig von A nach B. Es ist wirklich erstaunlich wie viele Menschen in eine Motorrikscha, auf einen Karren oder einen LKW passen

In Bapatla werden wir wie immer herzlich empfangen. Da meine Freundin Anita zum ersten mal hier ist, machen wir einen Rundgang und schauen uns Kinderheim, Küche und Kirche an.

Dabei fällt uns vieles positiv auf. Pfr. Bala hat sehr viele Pflanzen gesetzt und nutzt das Brauchwasser um sie zu bewässern. Es gibt Bananenstauden, Obstbäume und Gemüsepflanzen. Überall ist es herrlich grün.

Es ist Winter in Indien, morgens ist es kühl, am Tag wird es 25 – 30 Grad in der Sonne. Für uns sind die Temperaturen sehr angenehm, aber den Kindern ist es morgens sehr kalt. Deshalb bekamen vor ein paar Wochen auch die größeren Kinder Mützen und posierten stolz für ein Gruppenbild.

Da es morgens so kalt ist, sitzen die Kinder zum lernen nicht wie sonst üblich auf dem Boden der Terrasse, sondern auf dem Sand.

Jeden Monat schreiben in Bapatla alle Kinder eine Projektinterne Prüfung. Die Ergebnisse nutzen die Lehrer um die Kinder gezielt fördern zu können. Die Ergebnisse werden in eine Liste eingetragen, die am Kinderheim aushängt.

 Am schwarzen Brett hängen auch einige Zeichnungen der Kinder. Wir erfahren, das vor allem die Fischerkinder, die früher gar keine Gelegenheit zum malen hatten, jetzt sehr gerne und sehr gut malen. Wir bewundern die Bilder und die Malblöcke, die die Jungs uns zeigen.

Die Kinder in unseren Projekten bekommen regelmäßig neue Kleidung. Manchmal geht aber auch was kaputt. Ein Knopf reißt ab, ein Riß ist im Hemd usw. Man sieht überall sehr viele Leute, vor allem Kinder, mit Sicherheitsnadeln an den Kleidern oder einem Riß im Stoff. Die Frauen und Mädchen haben fast alle an ihrer Halskette eine oder mehrere Sicherheitsnadeln hängen. In Indien ist es scheinbar nicht üblich selbst etwas zu flicken oder Knöpfe anzunähen. Als Anita ein Knopf abriss und wir Haushälterin und Köchin nach Nähzeug fragten, haben sie jemand in die Stadt geschickt um Nadel und Faden zu kaufen. Deshalb ist es um so bemerkenswerter, dass Pfr. Bala den größeren Kinder Unterricht im Nähen gibt. Die älteren Kinder bringen es dann den jüngeren bei. Sie können Knöpfe annähen und einen Riß stopfen. Wir haben bei einigen Kindern gesehen, dass sie ihre Sachen selbst repariert haben.

Am nächsten Tag fahren wir nach Bethapudi in den Kindergarten. Die Kinder freuen sich über Bananen und Süßigkeiten, die wir mitbringen.

Die Schulkinder aus Bethapudi werden jeden Morgen nach Vedulapalli in die Schule gebracht. Wir besuchen die Schule und ich freue mich sehr über das neue Dach. Bei meinem letzten Besuch war es kaputt und es regnete rein. Die Schule ist eine kleine Privatschule mit sehr engagierten Lehrern. Ungefähr die Hälfte der Schüler ist aus unserem Projekt. Da in die Schule vorwiegend Kinder aus armen Familien gehen, ist das Schulgeld nicht sehr hoch und es bleibt nichts übrig für Renovierungsarbeiten.

 

Ein Benefizkonzert der Gruppen Bembelsänger und Saitenwind brachte das benötigte Geld für das neue Dach.

Der Direktor zeigt uns die Bewertungsbögen der Kinder und erklärt uns die Fächer. Neben den Noten für die Schulfächer, Mitarbeit und Betragen gibt es auch Noten für saubere Kleidung und Mittagessen. Dadurch werden auch die Eltern erzogen, sie müssen sich um die Kleidung kümmern und jeden Morgen essen kochen für ihre Kinder. Die Kinder bringen das Mittagessen, meist Reis und Chapatis (dünne Vollkorn-Pfannkuchen) und Getränke in einer Tasche mit in die Schule.

Tags darauf fahren wir Richtung Meer nach Vijajalakshmipuram, an riesigen Reis- und Erdnussfeldern und Palmen vorbei.

Unterwegs schauen wir uns die Häuser der Diozöse an, deren Bau wir bezuschusst haben. Vor ein paar Tagen sind die neuen Bewohner eingezogen. Die Häuser, die die Regierung in der Nähe baut, sind noch im Rohbau.

 In Vijajalakshmipuram leben 22 Familien, die Männer arbeiten als Hilfskräfte für die Fischer.

Durch den Tsunami haben sie alles verloren. Vor 2 Jahren haben wir dort Soforthilfe geleistet mit Lebensmitteln, Kleidung, Decken und Zelten. Jetzt sind die Häuser, die wir mit Spendengeldern bauen, fast fertig.

Es braucht seine Zeit, bis die Häuser fertig sind. Zuerst hat es fast ein halbes Jahr gedauert, bis die Landesregierung von Andrah Pradesh entschied, wo gebaut werden darf.  Dann war der Monsun so heftig, daß der Bau vorüber gehend gestoppt wurde. Die Zuschüsse der Regierung gibt es immer für bestimmte Bauabschnitte, wenn der Bauabschnitt fertig ist, bevor die Zuschüsse kommen, gibt es keine mehr. Dadurch geht alles so langsam. Aber das Ende ist absehbar. Noch vor der Regenzeit sollen die Leute einziehen.

Die Frauen und Kinder begrüßen uns lebhaft und zeigen uns die neuen Häuser. Die Männer sind unterwegs und versuchen Arbeit zu finden.

Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit diesen Familien erinnern. Alle standen unter Schock, waren wie gelähmt und gleichzeitig völlig überwältigt von der Hilfe, die sie bekamen.

Obwohl ihre Wohnsituation noch immer nicht zufriedenstellend ist, und es schwierig für sie ist ihren Lebensunterhalt zu sichern sind die Menschen viel fröhlicher und optimistischer.

Am Samstag Nachmittag machen wir mit den Kindern von Bapatla einen Ausflug zum Meer. Die Kinder fahren auf einem LKW, wir mit dem Jeep.

Als wir in Surilanka am Meer stehen, kommen viele Gefühle vom Januar 2005 wieder hoch. Hier haben wir Menschen getroffen, die alles verloren und denen wir Nahrung und Kleidung brachten. Kranke Menschen, denen wir Hilfe anboten mit unseren Medical-Camps. Ich kann mich an viele noch genau erinnern. An den alten Mann mit einer Beinverletzung, der uns erzählte, dass er während dem Tsunami auf dem Meer war und wie durch ein Wunder überlebte. Die schwerkranke junge Frau, die wir im Dorf entdeckten und die nicht davon zu überzeugen war ins Krankenhaus zu gehen. Die Bilder und Eindrücke sind wieder ganz präsent.

Ich bin froh, als der LKW mit den Kindern ankommt und alle rumwuseln und ich abgelenkt werde. Wir verbringen einen schönen Nachmittag am und im Meer. Da die Temperaturen am Nachmittag auf über 30 Grad in der Sonne klettern, trauen sich die Kinder auch ins Wasser.

Danach gibt es Bananen und Erdnussbällchen für alle und wir machen einige Spiele, damit wir wieder trocken werden.

Abends wickeln uns die Köchinnen und die Lehrerin in Saris. Dann treffen wir uns mit den Kindern und Mitarbeitern zum essen und einem kleine Fest. Für den St. Mary’s Childrenhome Hostelday im Dezember haben die Kinder Tänze einstudiert und freuen sich, sie uns auch zeigen zu können. Wir haben viel Spaß zusammen.

Am Nationalfeiertag besuche ich mein Patenkind zuhause. Niilima geht jetzt auf’s Collage und ist eine gute Schülerin. Ich spreche mit ihren Eltern ( mit Händen und Füßen und den Englischkenntnissen von Niilima). Dann fahren wir mit Niilima und einigen Jungs aus dem Kinderheim mit Rikschas in die Stadt. Wir kaufen ein paar Mitbringsel für zu Hause, gehen mit den Kindern eine Limo trinken und spazieren wieder zurück zum Kinderheim.

In Bapatla, wie in jeder indischen Stadt, gibt es am Straßenrand viele Handwerker und Händler. An der Hauptstraße vor allem Reparaturwerkstätten, Mechaniker, Schreinereien. In diesem Jahr fällt mir auf, das es einige Familien gibt, die am Straßenrand im Zelt wohnen. Das kenne ich eigentlich nur von Großstädten, in Bapatla habe ich es noch nicht gesehen.

Wir bleiben noch 2 weitere Tage, dann fahren wir mit dem Zug nach Chennai (Madras). Ein Tagesausflug bringt uns nach Mamallapuram und wir schauen uns die vielen Tempelanlagen und Steinmetzwerkstätten an.

Am 31. Januar erreichen wir nach 10 Stunden Flug wieder Deutschland.

 

 

Jahreswechsel 2005/2006         Marie Treiling-Evers –

In Erinnerung an die Tsunami-Katastrophe flog ich am 26. Dezember 2005 wieder nach Indien. Die Zugfahrt von Madras nach Bapatla dauerte gut 10 Stunden – normalerweise gut 6 Stunden – Spätfolgen von Tsunami und einer langen und heftigen Regenzeit. Überflutungen und Unterspülung der Gleise erlauben auf langen Strecken nur eingleisigen Zugverkehr, unkalkulierbare Verspätungen oder einfach ausfallende Zugverbindungen sind die Folge. In Bapatla angekommen, wie immer ein herzlicher Empfang von Bala, seinen Mitarbeitern, vielen Kindern und Menschen aus den umliegenden Dörfern. Wie so oft wünschte ich mir, dass alle Freunde und Helfer aus Deutschland dabei sein könnten, um meine Freude und die Dankbarkeit der Menschen zu teilen.

 

In den folgenden Tagen besuchte ich mit Bala gemeinsam Bethapudi, Vedulapalli und Jamulapallam, um mit Familien, Kindern und Dorfältesten zu sprechen. Dies bot die Möglichkeit, Sorgen, Freude, Hoffnungen und Wünsche zu erfahren und anschließend abends mit Bala zu besprechen. Neben diesen projektbezogenen Besuchen verbrachten wir einige Stunden mit den 22 Familien in unserem Tsunami-Dorf Vijajalakhsmipuram. Wie im Weihnachtsbrief geschrieben gingen die Bauarbeiten zügig voran. 4 Brunnen mit Pumpen sind gebohrt (26-30 m), die Wasserqualität ist sehr gut (Trinkwasser) und steht unbegrenzt zur Verfügung. Die 22 Familien wässern täglich die Fundamente und alle verfügbaren Leute helfen bei den Bauarbeiten. Einige gehen arbeiten um das „tägliche Brot“ für Alle zu sichern. Zusammen mit unseren „Tsunami-Direktoren“ Bala sen. und Bala jun. durfte ich am 17. Januar die Baumaßnahmen offiziell eröffnen. Wir alle sind wieder einmal glücklich und dankbar, dass mit Eurer Unterstützung diese Hilfsmaßnahmen möglich sind. Die von der Diözese Guntur und der Lutheranischen Kirche Bapatla mit unseren Spendengeldern und staatlichem Zuschuss finanzierten Häuser sind ebenfalls im Bau. Bei nächster Gelegenheit besuche ich auch diese Projekte.

 Am 5. Januar fuhren wir nach Pedakurapadu, um in feierlichem Rahmen mit Bischof Dr. Gali Bali, unserem Projektleiter Mareddy, allen Hostel-Kindern und mehreren 100 Menschen aus den Dörfern die Fertigstellung des Kinderheimes zu feiern. Nach einem Gottesdienst, indischen Tänzen und gemeinsamem Essen folgten wir am nächsten Tag der Einladung nach Patibandla – Nachbarort und Heimatdorf unserer Projektleiter und von Bischof Dr. Gali Bali. Das Dreikönigsfest ist Pfarrfest und gleichzeitig eine Mischung von Kirmes und Fastnacht mit Lichterprozession, Feuerwerk, lärmenden Verkaufsbuden und unzähligen Menschen, die für wenige Rupien miteinander feiern. Wir besuchten die Familien unserer Freunde und kehrten spät abends mit Mareddy nach Pedakurapadu zurück.

 Eine Besonderheit: Im Gottesdienst in Patipandla brachte der Bischof seinen Dank für Eure Hilfe aus Deutschland in unseren Projekten und für die vielen von Tsunami betroffenen Menschen zum Ausdruck. Um seinerseits in der Diözese Guntur ein Zeichen der Hoffnung für die vielen Armen zu setzen, werden im Januar 2007 erstmals ausgebildete Kinder in den Pfarrgemeinden als „Sternsinger“ gekleidet vor Hütten und Häusern singen und beten. Die gesammelten Rupien werden ausdrücklich für arme und hilfsbedürftige Kinder in seiner Diözese verwendet. Dies macht deutlich, dass bei aller notwendigen Hilfe von außen ein starker Wille zur Eigeninitiative vorhanden ist.

 Ich blieb noch einige Tage im Projekt Pedakurapadu, um alles Notwendige zu besprechen. Danach besuchte ich Bala jun. in Sagar. Sagar ist Diözesanwallfahrtsort der Diözese Guntur – ein Ort, wo die Menschen aller Religionen Trost, Geborgenheit  und seelsorgerische Hilfe suchen. Bala jun. arbeitet hier mit einem Priesteramtskandidaten. Gleichzeitig leitet er mit Bala sen. aus Bapatla alle Tsunami Hilfsmaßnamen. Einer seiner Laienmitarbeiter ist Bauleiter in Vijajalakhsmipuram. Ich frage mich, wie die beiden Bala´s die Mehrfachbelastung tragen und alle Dinge koordinieren, sorgfältig und verantwortungsbewusst zu regeln wissen. Umso mehr freue ich mich über ihren geplanten Besuch in Deutschland im Mai diesen  Jahres.

 Die letzten 2 Tage waren ausgefüllt mit Besuchen in den Tsunami Dörfern. Mit beiden Bala`s erlebte ich die Dankbarkeit der alten und behinderten Menschen, für die gesicherte tägliche Mahlzeit  und die Freude vieler Kinder, die durch die Kinderhilfe Bapatla  bis Juni 2006 mit dem Notwendigsten für den Schulbesuch ausgestattet werden. Es ist unabdingbar notwendig diese beiden zusätzlichen Hilfsmaßnahmen in den Tsunami Dörfern mindestens noch für 1 Jahr (Juni 2006 – Juni 2007) fortzusetzen. Bitte helfen Sie uns dabei.

 Danke für Ihr Interesse, Ihre Unterstützung und „Auf Wiedersehen“ an unserem Waldfest am 6. und 7. Mai im Binger Wald.

 Marie Treiling-Evers

 

 

 

Indien 31.12.2004 – 20.1.2005   Manuela Baltz

Weihnachten 2004,

alle Reisevorbereitungen sind getroffen, am 31.12. geht es wieder nach Indien. Ich freue mich drauf, nach 1 1/2 Jahr alle wieder zu sehen. Ich habe viel zu tun in Indien, denn wir brauchen von allen 400 Kindern des Projektes neue Fotos.

Dann geschieht das Unfassbare, Seebeben bei Sumatra und riesige Tsunami-Wellen zerstören Asien. Wie versteinert sitze ich vorm Fernseher, sehe auf der Landkarte wie sich die Welle ausbreitet. Auch der Golf von Bengalen ist betroffen. Gedanken schießen in den Kopf: Was ist mit unseren Kindern, was mit den Leuten am Meer?

Am nächsten Tag die Gewissheit, auch das Gebiet um Bapatla ist betroffen. Unseren Kindern geht es gut, die Projekte liegen weit genug weg vom Meer entfernt, aber die Stadt ist voller Flüchtlinge.

Pfr. Bala organisiert vor Ort erste Hilfsmaßnahmen, die Fischer und ihre Familien werden mit Nahrung und Decken versorgt.

Kann ich jetzt überhaupt nach Indien fahren? Ist die Bahnverbindung zwischen Madras (Chennai) und Bapatla in Ordnung, störe ich dort nur? Freunde und Familie sind besorgt wegen der Nachbeben und der Seuchengefahr.

Die Entscheidung fällt nach einem weiteren Telefonat mit Indien. Ich fahre!

In der Zwischenzeit informieren wir die Sponsoren des Projektes und unsere Freunde über die Lage in dem Gebiet und bitten um Spenden.

Am 31.12.2004 fliege ich los, mit dem ersten Spendengeld in der Tasche. In die Freude, alle wieder zu sehen, Projektleiter, Mitarbeiter und vor allem die Kinder, mischt sich ein Gefühl der Unsicherheit, was erwartet mich, wie kann ich helfen?

Um kurz nach Mitternacht fahre ich mit dem Taxi quer durch Madras zum Hotel. Keine feiernden Menschen auf den Straßen. Vor den Tempeln und großen Plätzen riesige betende Menschenmassen. Von Pfr. Bala erfahre ich später, das alle Silvesterfeiern abgesagt wurden und überall Mitternachtsmessen stattfanden.

1.1.2005 nach 6 Stunden Zugfahrt erreiche ich Bapatla und werde herzlich empfangen. Trotzdem machen alle den Eindruck als würden sie unter Schock stehen.

Seit gestern dürfen die Menschen zurück in ihre Dörfer, die Stadt ist wieder leerer.

Wir sitzen lange zusammen und reden über die Ereignisse und die möglichen Maßnahmen.

Bisher konnte nur Soforthilfe geleistet werden, damit die Leute nicht frieren und genug zum essen haben. Jetzt können wir auch in den Dörfern direkt nachsehen, wo Hilfe nötig ist.

2.1.2005 wir fahren heute zum ersten Mal an den Strand nach Surylanka.

Gedanken gehen mir durch den Kopf: hierher sind wir oft mit den Kindern gefahren und hatten immer viel Spaß am Meer, wie wird es jetzt dort aussehen?

Dann die ersten Hütten, sie stehen noch. Aber weiter vorne am Meer liegen die Hütten am Boden, es herrscht Durcheinander. Die Menschen sitzen wie versteinert zusammen, unfähig zu begreifen, wie das Meer, das jahrzehntelang ihr Freund war, ihnen das antun konnte.

Wir sprechen mit den Leuten, ein alter Mann erzählt uns, dass er mit seinem Boot auf dem Meer war und wie durch ein Wunder fast unverletzt an Land gespült wurde.

Viele Menschen haben Verletzungen an den Beinen, fast alle sind erkältet.

Das Dorf mit ca. 100 Familien hat 2 Brunnen, beide sind durch Salzwasser und Sand so verunreinigt, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Ein Beauftragter der Landesregierung hat zugesagt, die Wasserversorgung in den nächsten Wochen zu sichern, aber was passiert danach? Der nächste Brunnen ist 2 km entfernt. Wir versuchen zu klären, was am dringendsten zu tun ist und versprechen am nächsten Tag wieder zu kommen. Allmählich wird uns klar, das sich unsere Hilfe nicht auf die Soforthilfe mit Lebensmittel beschränken kann.

Ca. 1 km fahren wir am Strand entlang bis zu einem entlegenen Dorf, versteckt hinter den Dünen. Auf dem Weg sehen wir zerfetzte Netze im Grüngürtel vor den Dünen hängen, kaputte Boote in den Büschen. Die Hütten hinter den Dünen sind unversehrt. Die Menschen stehen unter Schock und wissen nicht wie es weitergehen soll. Auch vor dem Tsunami herrschte hier Armut, alle leben von der Hand in den Mund. Und jetzt: keine Fische, nichts zu essen und kein Verdienst.

Am Nachmittag im Pfarrhaus Krisensitzung mit Pfr. Bala und Pfr. Bala , der aus Sagar angereist ist um zu helfen.

Beschluß der Vorgehensweise in den nächsten Wochen:

  1. Soforthilfe mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung
  2. Kauf von Netzen, finanzielle Hilfe bei der Reparatur oder Wiederbeschaffung von Booten.
  3. finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau der Hütten
  4. medizinische Versorgung
  5. Brunnenbau

 Reis, Linsen, Decken und ein LKW werden für den nächsten Tag bestellt.

3.1.2005 wir fahren mit einem vollen LKW ins erste Dorf. Mit den Dorfältesten zusammen wird entschieden, wer Hilfsgüter braucht. Mit ihnen besprechen wir auch die weiteren Maßnahmen, wie viel Netze werden gebraucht, wie viele Boote sind kaputt usw.

Ein Tankwagen mit Wasser kommt kurz nach uns an. Am Nachmittag fahren wir mit der nächsten LKW-Ladung in das kleinere Dorf hintern den Dünen. Dort müssen wir nicht überlegen, ob alle Hilfslieferungen brauchen, die Hütten sind so erbärmlich und die Leute so dünn, hier bekommt jede Familie Reis, Linsen, und Decken.

 

Die älteren Kinder vom Hostel sammeln in der Kolonie Geld und Kleidung. Es kommen 3 Säcke Kleider zusammen. Die Jungs sind ganz stolz auf ihren Sammelerfolg.

In den nächsten Tagen wechseln sich Dörfer aufsuchen und Hilfslieferungen austeilen ab.

Immer wieder haben wir telefonischen Kontakt nach Deutschland und sind positiv überrascht über die Spendenbereitschaft. Jeder, der unser Projekt kennt, weiß das alle Spendengelder zu 100% ins Projekt fließen und nichts für Verwaltung und Reisekosten verbraucht wird.

Am 9.1.2005 kommt Marie Treiling aus Deutschland, bringt neue Spendengelder mit. Die Arbeit wird jetzt verteilt. Ich kümmere mich in den nächsten Tagen um die Kinderfotos und unser Projekt in Pedakurapadu.

Die Beschäftigung mit den Kindern lenkt mich ab. Nur abends kommen die Gedanken zurück.

Es ist nicht die Masse der Menschen, die Not leiden, sondern die Einzelschicksale, die mir unter die Haut gehen und mich noch lange beschäftigen.

Nach dem Besuch eines Dorfes, bringen die Pfarrer und Marie Treiling einige akut Verletzte direkt zum Arzt.

Pfr. Bala und Marie sprechen noch mit weiteren Ärzten. Ein Kinderarzt und ein Augenspezialist erklären sich auch bereit kostenlos mit uns Medical Camps zu veranstalten. Wir brauchen nur die Medikamente zu bezahlen.

Auf dem Weg zum nächsten Dorf finden Pfr. Bala und Marie Treiling 22 Familien /ca. 160 Personen, die unter Bäumen leben. Sie kommen jedes Jahr für ein paar Monate ans Meer um sich bei den Fischern ein wenig Geld und vor allem beste Nahrung zu verdienen.

Die Menschen leben in Sand und Schmutz unter ein paar Bäumen und versuchen mit Resten von zerstörten Netzen etwas zu essen zu fangen. Die Versorgungslage und die med. Lage sind prekär. Für die nächsten Tage wird eine Hilfslieferung geplant.

In der Nähe haben sich 46 junge Familien zu einer Kooperative zusammen geschlossen haben einen Kredit aufgenommen und gemeinsam ein großes Boot gekauft. Jeden Tag fahren ca. 20 Männer abwechselnd zum fischen aufs Meer. Vorm Tsunami war ihr Kredit abbezahlt. Durch die Flut wurde das Boot in den Grünsteifen der Dünen geschleudert und zerbrach in 2 Teile.

15.1.2005 Ich bin zurück in Bapatla.

In der Zwischenzeit haben Marie und Bala mit der Bank gesprochen. Die 46 Familien, deren Boot kaputt ist, erhalten von uns neue Netze und einen Zuschuß zum Boot. Den Rest finanziert die Bank günstig.

Nachmittags fahren wir nach Surylanka um nachzusehen, wie es den Leuten geht.

Außerdem informieren wir sie über das Medical Camp, das morgen statt finden soll.

Die Leute stehen immer noch unter Schock. Nur wenige Fischer fahren aufs Meer. Sie bleiben aber in Sichtweite des Strandes.

16.1.2005

Nachmittags findet das erste Medical Camp in Surylanka statt. Der Kinderarzt, der heute mit uns kommt, hat noch 2 Kollegen mitgebracht, so dass nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene behandelt werden können. An diesem Nachmittag kommen 235 Menschen, darunter 80 Kinder zur Untersuchung. Die Ärzte nehmen sich für jeden Zeit, hören zu und geben allen das Gefühl erst genommen zu werden.

Die Ärzte sind von Organisation und Ablauf begeistert und sagen zu, weiter mit uns zusammen zu arbeiten, und die Medical Camps auch in den nächsten Monaten weiter zu führen.

In den nächsten 2 Tagen verteilen wir noch in einigen Dörfern Hilfsgüter.

Die Situation in den Dörfern hat sich nur wenig geändert. Zwar ist die Ernährung durch unsere Hilfe gesichert, und die Wasserversorgung durch die indische Regierung funktioniert. Aber die Leute sind immer noch wie gelähmt. Nur wenige Fischer fahren aufs Meer. Die Fische, die gefangen werden, können nicht verkauft werden. Denn die Bevölkerung hat Angst davor die Fische zu essen. 

Wir fahren nach Chirallavodarenu um die Leute unter den Bäumen zu versorgen.

Ich kenne die Situation bisher ja nur aus Marie`s telefonischem Bericht. Die Lage der Leute ist erbärmlich. Die Kleidung ist zerschlissen, die Versorgungslage sehr schwierig. Es gibt ein paar Feuerstellen, auf denen Töpfe mit Wasser stehen. Auf einer Leine hängen ein paar winzige Fische. Sonst habe ich keine Lebensmittel gesehen. Ich bin ziemlich erschüttert.

Wir verteilen Reis, Linsen, Kleidung und Geschirr. auch die gespendeten Kleider aus Bapatla. Die Leute freuen sich total, die Kinder laufen rum und zeigen den anderen ihre „neuen“ Kleider. Die Kinder aus diesen Familien haben noch nie eine Schule besucht. In den nächsten Tagen kommen 5 Jungs zwischen 9 und 11 Jahren ins Kinderheim. Bala und sein Team werden versuchen sie bis zum nächsten Schuljahr soweit zu bringen, dass sie in die 3te Klasse gehen können.

Am 20.1.2005 fliege ich zurück nach Frankfurt.

Mit jeder Menge Eindrücke und dem Gefühl, dass wir wirklich helfen können, und die Hilfe auch dort ankommt, wo sie benötig wird.

Marie Treiling bleibt noch in Indien bis die Sofortmaßnahmen abgeschlossen sind.

In den nächsten Tagen finden noch 2 Medical Camps statt und es gibt weitere Besuche in den Dörfern. Dann beginnen die langfristigen Maßnahmen.

 

 

Anke Sturm und Frank Munzlinger       5.9. – 26.9.2003

Am 05.09. pünktlich um 11.30 Uhr fliegen wir mit Gulf Air vom Frankfurter Flughafen ab. Wir sind ziemlich aufgeregt, da wir zum ersten Mal nach Asien verreisen. Nach Zwischenstopps in Bahrain und Muscat landen wir um 06.51 Uhr Ortszeit in Chennai. Vor dem Flughafen empfangen uns Pfarrer Allam und Pfarrer Bala, die wir von ihren Besuchen in Deutschland her kennen. Mit einem Taxi fahren wir durch die lauten Straßen der Millionenstadt. Wir sind überwältigt von den vielen neuen Eindrücken und der Vielzahl von Menschen. Nach einem kurzen Frühstück in einem Restaurant erreichen wir den Bahnhof.

Um halb zehn sitzen wir zusammen mit hunderten Menschen im Zug nach Bapatla. Die 5-stündige Fahrt geht vorbei an vertrockneten Reisfeldern, Baumwollfeldern, Eukalyptusbäumen und Wasserbüffeln. Der erste Empfang durch zwei Lehrer des Kinderheims von Bapatla war sehr herzlich. Als wir dann später das Kinderheim in Bapatla erreichen und von den Kindern mit Blumen und Gesängen begrüßt werden, sind wir zum zweiten Mal überwältigt. Nach unserer ersten indischen Mahlzeit, feiern wir abends mit allen zusammen meinen Geburtstag. Wir haben eigens dafür indische Kleider bekommen; diese herzliche Gebutstagsfeier werde ich wohl nie vergessen. Erschöpft von den vielen neuen Eindrücken schlafen wir gegen 22.oo Uhr im Gästezimmer des Pfarrhauses tief ein.

In den nächsten Tagen lernen wir das Projekt in Bapatla, Bethapudi und Jammulapalam kennen. Wir besuchen die Kindergärten und Schulen, sprechen mit den Betreuerinnen und Lehrern, besuchen die Familien unserer Patenkinder und unternehmen mit den Kindern aus Bapatla einen Tagesausflug zum Meer. Wir sind tief bewegt von der großen Armut der Kinder und Familien. Die meisten Menschen schlafen auf dem Boden ihrer ca. 3x3m großen Lehmhütten. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit dieser Menschen ist einzigartig. Trotz größter Armut wird uns überall Wasser oder sogar eine Portion Reis angeboten.

In diesen Tagen kaufen wir für die 20 Kinder des Kindergartens in Jammulapalam aus Spendengeldern des Waldalgesheimer Kindergartens (Deutschland) neue Spielsachen und Kleider. Für die Kinder im Kindergarten Bethapudi kaufen wir zusätzlich 35 neue Stühle, damit die Kinder nicht länger auf dem Boden sitzen müssen.

Am 8. Tag fahren wir mit dem Zug weiter zu unserer zweiten Station unserer Indienreise nach Nagajunar Sagar. Hier treffen wir Pfarrer Bala junior, in dessen Pfarrhaus wir die nächsten Tage wohnen dürfen. Dieser Ort liegt am zweitgrößten Staudamm der Welt. Von hier wird der größte Teil des Bundesstaates Andhra Pradesh mit Trinkwasser versorgt. Zusammen mit Pfarrer Bala junior machen wir einen Ausflug zur Museumsinsel und unternehmen eine Tagestour in die Landeshauptstadt Hyderabad (ca. 5 Mio Einwohner). Auch hier treffen wir auf sehr nette hilfsbereite Menschen, so dass uns der Abschied am 13. Tag sehr schwer fällt.

Wiederum mit dem Zug erreichen wir spät abends das kleine Dorf Peddakurapadu. Auch hier werden wir von Pfarrer Inna und seinen ca. 60 Kindern sehr herzlich empfangen. Wir lernen viel über das Leben einer indischen Großfamilie, das indische Schulwesen, die vielen Religionen, die gerade hier friedlich aufeinandertreffen. Es sind sehr schöne und interessante Tage bei Pfarrer Inna. Zusammen mit den Kindern und der lngelheimerin Tamara, die in Guntur ein medizinisches Praktikum macht und uns an einem Wochenende in Peddakurpadu besucht, unternehmen wir einen Ausflug zum Fluss Krishna. Viele der Kinder versuchen zum ersten Mal in ihrem Leben zu schwimmen. Auch hier ist das Essen, das die Haushälterin kocht, sehr gut. Wir fühlen uns sehr wohl.

Von Peddakurapadu fahren wir zurück über die Bezirkhauptstadt Guntur zu Pfarrer Bala nach Bapatla. Hier besuchen wir nochmals unser Patenkind Prasanna und deren Familie. Mit Pfarrer Bala teilen wir unsere vielen Eindrücke und diskutieren oft bis spät in die Nacht. Wir sind begeistert mit wieviel Engagement und Begeisterung alle Pfarrer, Lehrer und Erzieherinnen für das Wohl der Kinder arbeiten und beschließen, uns künftig auch persönlich in Deutschland mehr zu engagieren. Nach einem traurigen Abschied erreichen wir am 20. Tag unserer Indienreise unser letztes Ziel Mahabalipuram (ca. 50 km südlich von Chennai). Hier verbringen wir die letzten Urlaubstage in einem sehr guten Hotel, um die vielen neu gewonnenen Eindrücke verarbeiten zu können.

Am 26.09. fliegen wir mit Gulf Air nach Frankfurt zurück. Erlebnisreiche und interessante Tage gehen zu Ende. Wir sind sicher, dass wir bald wieder zu Pfarrer Bala und Pfarrer Inna und ihren Kindern fahren werden.

 

 

Eindrücke aus Bapatla  von Manuela Baltz

25. Januar 2000

Vor 2 Wochen kam ich von meiner ersten Indienreise zurück und bin total fasziniert.

Freunde von mir haben in Andhra Pradesh ein Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Sie haben Land gekauft, Spenden gesammelt, mit der indischen Regierung verhandelt und Zuschüsse bekommen und für 50 Familien Häuser gebaut. Diese Familien lebten vorher in Lehmhütten auf einer Straße. Die Hütten wurden meist einmal im Jahr vom Sturm weg geweht, vom Regen zerstört oder sie brannten ab, weil in ihnen ja auch gekocht wurde. Die Häuser wurden durch deutsche Paten, die indische Regierung und die neuen Bewohner finanziert. Das war besonders wichtig, damit das Verhältnis zum eigenen Haus anders ist, als wenn sie ein fertiges Haus geschenkt bekommen. So mußten sie beim Bau mithelfen und in den nächsten Jahren auch noch einen kleinen Kredit zurück zahlen. Im Durchschnitt verdienen die Familien dort etwas 30,- DM im Monat, deshalb können die Familien natürlich auch nicht viel zurück zahlen.

Außerdem wurde auch ein Frauenprojekt ins Leben gerufen. Nähmaschinen wurden angeschafft und die meisten Frauen im Dorf nähen jetzt „Petticoats“, Röcke, die unter den Saris getragen werden. Ein junger Mann aus dem neuen Dorf fährt mit seiner Rikscha 1mal pro Woche in die umliegenden Dörfer und verkauft die Röcke. Eine der Frauen hat sich einen extra Ofen bauen lassen und stellt Süßigkeiten her, die sie verkauft und eine hat im Dorf einen kleinen Laden aufgemacht.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Menschen entwickeln. Eigentlich sind die meisten im Dorf „Unberührbare“, d.h. Menschen unterhalb der Kasten und aus den unteren Kasten Mittlerweile gehen diese Leute, die sich noch vor einiger Zeit nicht getraut haben sich Fremden oder höher stehenden Personen auch nur zu nähern, sehr offen auf uns zu.

Es ist für mich sehr beeindruckend wie freundlich diese Leute sind. Ich war mit einem der Initiatoren dort. Wir kamen am 31.12.99 an, haben dann nachts den Gottesdienst besucht, mußten dann eine Rede halten, Neujahrskuchen anschneiden und uns füttern lassen. Es war ein tolles Gefühl so herzlich aufgenommen zu werden. Ich habe viele Freundschaften geschlossen und es fiel mir sehr schwer wieder nach Deutschland zurück zu fahren. Aber Anfang nächsten Jahres komme ich wieder, das hab ich fest versprochen.

Tja, das Hausbauprojekt ist fertig, ein weiteres auf dem besten Weg. Zur Zeit wird für 50 Jungs ein Wohnheim gebaut. Dort werden Jungs wohnen, die keine Chance hätten, die Schule zu besuchen, weil sie keine Familie haben, oder ihre Familien zu weit weg von der nächsten Schule leben. Die Jungs werden also dort wohnen, schlafen, essen, in eine normale Schule gehen und zusätzlichen Schulunterricht im Internat erhalten. Finanziert wird das Haus durch Spenden und die Kosten für die Kinder durch Patenschaften übernommen.

Das nächste Projekt haben wir während unseres Aufenthaltes in Bapadla ausgebrütet. Wir sind der Meinung, daß die Familien auf Grund ihrer Armut ihren Kindern keine optimale Ernährung bieten können. Indische Familien bzw. die Familien im Dorf geben im Durchschnitt 60% ihres Einkommens für Lebensmittel aus. D.h. im Gegensatz zu Deutschland sind die Lebensmittel im Vergleich zum Einkommen sehr hoch. Milchprodukte sind sehr teuer, Fisch kostet auf dem Markt zwischen 1,- und 3,- DM pro Kilo. Es gibt deshalb meist nur Reis und Gemüse. Jedenfalls wollen wir den Schulkindern eine bzw. 2 zusätzliche Mahlzeiten am Tag ermöglichen. Gekocht wird das Essen zusammen mit dem fürs Internat. Für die Einrichtung einer Küche, die über 100 Mädchen und Jungen pro Tag bekochen soll, brauchen wir ca. 1000 DM. Als Fernziel wollen wir noch einen großen Speisesaal für 120 Kinder bauen. Für den Anfang ist das Essen auf der Terrasse des Internats geplant, da es immer warm ist ( aber während der Regenzeit auch naß).

Die Kinder gehen alle auf öffentliche Schulen. Leider ist dort die Ausbildung nicht sehr gut. Sie haben alle große Defizite in Englisch und Mathematik. Privatschulen sind aber sehr teuer. Mit dem Schulgeld für ein Kind pro Jahr, kann man eine halbe Lehrer-Stelle einrichten. Außerdem hat die indische Regierung ein Förderprogramm für die unteren sozialen Schichten eingerichtet, bei dem eine bestimmte Prozentzahl an Stellen im öffentlichen Dienst und an Universitäten für diese Leute freigehalten werden. Diese Stellen und Studienplätze können aber nicht alle belegt werden, weil die Leute nicht ausreichend qualifiziert sind. Mit einem guten Schulabschluß an öffentlichen Schulen hat man daher sehr gute Chancen auf einen Arbeitsplatz oder einen Studienplatz. Deshalb haben wir beschlossen, Lehrer einzustellen, die die Jungs im Internat und die Kinder im Dorf ( Mädchen und Jungen ) zusätzlich unterrichten. In kleinen Gruppen sehr individuell, damit die Kinder eine Chance auf einen guten Abschluß erhalten.

Das kostet natürlich alles Geld, deshalb suchen wir jetzt noch ca. 30 Paten für die Kinder. Die Patenschaften kosten im Monat 20,- DM. Davon werden die Lehrer bezahlt, die Lehrmittel, Lebensmittel und die Köchin.

Der Vorteil von unserem Projekt ist, das wirklich jede Mark die gespendet wird in Indien ankommt, und dort auch fürs Projekt verwendet wird. 4 bis 5 mal im Jahr fliegen die Initiatoren hin, auf eigene Kosten, sehen nach dem Rechten. Dabei werden sie oft von „Pateneltern“ und Spendern begleitet. Alle im Dorf freuen sich riesig über Besuch aus Deutschland.  Jeder, der sich engagiert, trägt alle Kosten, die dabei entstehen, selbst. 100% der Spendengelder kommen direkt in Indien an. Jeder Flug, jedes Fax, jedes Telefonat, jede Kopie wird privat bezahlt.